Samstag, 27. September 2014

Who the fuck needs Windows?

Body-Counter + Games; Allgemeines

Oder was bringt ne grafische Benutzoberfläche?

 ... fragte sich schon Toni Schweiger im fast schon legendären PC Player Artikel von anno 1993 (sehr lesenswert!!!). Damals, in der grauen PC-Urzeit, als die Computerbenutzer erstmalig aus der Ursuppe des MS-DOS emporstiegen und sich den neuen Herausforderung des Landatmers Icon-Anklickers stellten, stellte sich so mancher User zu Recht diese Sinnfrage: Wofür, dass eigentlich alles? Lassen sich Befehle nicht viel schneller und einfacher direkt per Hand eingeben? >C: Copy x.dat A:< 

Nun, es ist vielleicht auch steht's die Frage in welcher Zeit man aufgewachsen ist. Die Umstellung von Lochkarten auf direkte Tastatureingabe dürfte vermutlich genauso revolutionär neuartig gewesen sein wie die Umstellung von rein textbasierten Befehlseingaben hin zu grafisch-orientieren Klickorgien. Eine Vereinfachung wars allemal!

Doch ob jede technische Vereinfachung auch wirklich das Leben vereinfacht, das stell ich doch schwer in Frage! Hat uns die Umstellung von gedruckten Postsendungen hin zu digitalen E-mails WIRKLICH unser Arbeitsleben vereinfacht? Oder ertappen wir uns selbst nicht manchmal heimlich das wir fast schon notorisch-panisch unseren Inbox Ordner kontrollieren, ob wir nicht eine wichtige E-mail des Chefs oder eines Teamkollegen verpasst haben? Statt also um 9 Uhr morgens einen überschaubaren Briefstapel gewissenhaft abzuarbeiten und nach getaner Arbeit und vorallem guten Gewissens (!) den Rest der anstehenden Arbeit anzupacken, sind wir heutzutage nicht nur rund um die Uhr erreichbar - nein wir sind schon eher die getriebenen einer nie endenen Flut an Benachrichtigungen und "wichtigen" E-mails die fast schon vorwurfsvoll blinkend im Postfach auf unsere Antwort warten. Und das bitte schön SOFORT! Und selbst wenn man sich diesem Trend verschließen möchte - so beschleicht einen doch insgeheim steht's der Gedanke dass man eventuell gerade die EINE wichtige E-mail nicht rechtzeitig beantwortet oder übersehen hat. Dass dieser andauerende Stress und dieses Gefühl der nie beendeten Arbeit auf Dauer ungesund sind, erklärt sich ja leider schon fast von selbst :-(

Aber das ist ein anderes Problem - auf was ich in diesem Artikel eigentlich hinaus will, sind diese ganzen Touch-Bedienungsoberflächen und die in letzter Zeit zwanghafte Integration unterschiedlicher Benutzeroberflächen hin zu einer einzigen, allgemeinen und für alle Endgeräte funktionellen. Der Grundgedanke dahinter mag durchaus sinnvoll sein, sich sogar in manchen Managerköpfen als einzig logischer Weg darstellen. Jedoch so unterschiedlich die Eingabemöglichkeiten von Ein-Finger-Touch-Oberfläche hin zu einer Tastatur-Maus-Oberflächenbedienung halt mal so sind - so schwierig ist auch die Integration beider Welten in nur einer. Am besten sieht man das aktuell an Windows 8! Bei meinem ersten Kontakt mit der neuen Benutzeroberfläche scheiterte ich direkt schon an der simpelsten Frage: "Wie verdammt nochmal schließt man eigentlich die geöffneten Programme - auf neudeutsch Apps?" Ein rotes X ist schließlcih nicht mehr da! Auch mein Gegenüber, der Besitzer des neuartigen Windows 8 Rechners, wusste da keine Antwort drauf! Hatte sich aber auch schon die selbe Frage gestellt und hatte bisher einfach alle geöffneten Programme geöffnet gelassen. Das kann's doch nicht sein! Die einfache Antwort darauf (nachdem ich mir ein "How-to-Do-Video" auf Youtube anschauen musste, weil ich selbst schlichtweg nicht auf die Lösung kam): Indem man von oben nach unten über den Bildschirm wischt! Hergottnochmal! Das mag ja auf einem Smartphone mit Touch-Oberfläche durchaus sinnvoll sein - bei einem normalen 08/15 Rechner mit Maus und Tastatur Bedienung ist das - sorry - designtechnischer Bullshit!!!

"Denn am Ende muss man sich leider auf den gemeinsam kleinsten Nenner einigen und das ist nun halt mal anatomisch gesehen der kleine Finger."




Microsoft hat das Gottseidank erkannt und geht nun mit Windows 9 (voraussichtlich) wieder einen Schritt zurück in die richtige Richtung und bietet verschiedene Benutzeroberflächen je nach vorliegendem Gerät an (so ist's richtig). Bei vielen anderen aktuellen Softwareprodukten erkenne ich jedoch zunehmend die selbe schlechte Designentscheidung: Wenig Überblick aber viele Unterpunkte zum durchklicken. Wo ich früher übersichtliche Leisten und Listen hatte in denen ich mit einem kurzen visuellen Überflug auf einem Blick alle Möglichkeiten erkennen konnte - so sind heute viele wichtige Unterpunkte unter großen, farbigen, psychodelisch-leuchtenden Buttons versteckt, die ich erstmal anklicken muss um zu erkennen, was sich eigentlich darunter so versteckt! Bestes Beispiel ist hierbei die neue Google Userface Oberfläche. Von einer übersichtlichen Leiste, in der ich sofort alles anklicken konnte was ich gerade haben wollte (Mailbox, Fotoalbum etc...) - nun hin zu einem Button auf der rechten Seite, den ich erst anklicken muss um dann eine Auswahl an (von anderen Usern zumeist benutzen) Programmen zu bekommen. ARG!!!

Dazu dann noch der inzwischen schon fast irrsinnige Update Wahn mancher Softwarehersteller! Früher war das alles so einfach: Ich hab mir ein Programm gekauft und gut war's. Ja es gab damals Bugs, aber die gibt's heute auch noch! Heute wird jedoch fast jedes Programm im Wochenrythmus geupdatet. Was sich nun im ersten Moment gut anhört - ist aber oftmals leider ein Schuss in den digitalen Ofen! Denn wenn mit den Updates, nicht nur nervige Bugs eliminiert werden, sondern gleichzeitg auch noch eine grafische Benutzeroberflächenveränderung einhergeht - dann muss sich der gegängelte Enduser erstmal wieder neu darauf einstellen. Das mag für die junge Generation und computeraffinen Menschen nicht schwer sein - aber selbst mir - ich bin zwar kein Informatiker aber denoch jemand der gerne an Rechnern rumbastelt und viel an Einstellungen optimiert und würde daher von mir selbst behaupten das ich mich überdurchschnittlich gut auskenne - selbst mich nervt es schlichtwegs brutal wenn aufeinmal wieder alles ganz anders ist. Das kostet Zeit und Zeit ist Geld!

Und bei älteren Leuten ist das noch schlimmer - kürzlich rief mich mein Dad total verzweifelt an weil beim neusten Firefox-Design Update welches die fanzy-trendy-hippe "Australis-Oberfläche" beinhaltete, aufeinmal alles wieder so anders war, dass selbst ich erstmal guggen musst wie er nun sein Dokument drucken kann. Die neue Australis Oberfläche ist im übrigen auch ein gutes Beispiel dafür, wie ich als User aufeinmal MEHR klicken muss um meine Einstellungen ändern zu können - auch wenn jetzt alles optisch & Iconmäßig aufgeräumter wirkt. Sorry, das ist nicht sinnvoll sondern reine Augenauswischerei!

Manchmal war die gute alte Zeit vielleicht doch besser - wie heißt es im oben erwähnten Artikel doch so schön? ... "Auch die Installation der (derzeit) sieben Disketten umfassenden Software (Anmerkung: Windows 3.1) ist kein Hexwerk, sondern beschränkt sich auf die Eingabe von A:>Setup und ein paar Returns. Wieviel Platz Windows auf Ihrer Festplatte (das Vorhandensein einer solchen ist unabdingbar) in Beschlag nimmt, teilt Ihnen das Installationsprogramm zu gegebender Zeit genau mit. Machen Sie sich auf einige Megabyte gefaßt - aber es lohnt sich. Ist die Installation abgeschlossen, genügen drei Buchstaben, um Ihren PC wundersam zu verwandeln: WIN [...] und finden sich in einer anderen Welt wieder. Diese Welt wird beherrscht von Fenstern, Icons und Menüs. Und: Diese Welt ist farbig, wie die echte."

Oder vielleicht ist es auch nur der selbe Glaubenskrieg wie damals, als die reinen Textadventurer nur kopfschüttelnd-hämisch zu den nerdigen "Click-and-Point" Spielern rüberschauten und meinten: "Das ist doch keine intellektuelle Herausforderung mehr, sondern nur noch ein stupides "Try-and-Error" herumgeklicke ... tsssss!!!" Und exakt so ergeht es mir mit den neuen, tollen, ach so vereinfachten Oberflächenbedienungskonzeptweisen die über uns hereingebrochen sind. Ja manchmal wünschte ich mir die alte "Herausforderung" zurück! Mir jedenfalls geht der aktuelle Update und Vereinfachungs-Icon Wahn nämlich gründlich auf den Sack!

Verdammt nochmal!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen