Montag, 18. Mai 2015

Review "Ted"

Filme und Serien 
Ted
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: 106 min
Budget: 50 Mill. $
Einnahmen: 550 Mill. $
Original Titel: Ted
Regie: Seth MacFarlane
Score: Walter Murphy
 Genre: Comedy/Fantasy
FSK: 16
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Der Trailer:




Der kleine John Bennett wünscht sich nichts sehnlicher als einen echten, wahren Freund. Manchmal werden Wünsche wahr und so wacht der kleine John eines Tages auf und sein Teddybär Ted ist auf einmal ein lebendiges Wesen. Wenn aber Ted das Maul aufmacht, dann kommen meistens Schweinerein raus. Er säuft, kifft und hurt, was die Bärenhaut so hergibt. Jetzt hat der 35-jährige John alle Hände voll zu tun, um diesen fellgewordenen Kindheitstraum zu bändigen und parallel seine wahre Liebe zu retten ... [von der Blu-Ray Beschreibung entnommen]

Ich hab so die Schnauze voll von diesem amerikanischen Pippi-Kacka-Furz-Humor, ich bin es echt sowas von leid mir diesen hirnverotzten Schmarrn immer und immer wieder anzutun! Warum können die Tee-schlürfenden Briten so feinsinnige und zugleich rabenschwarze Kmödien auf die Leinwand zaubern, während sich die Amerikaner aufführen, als wäre ihre kulturelle Entwicklung in Neuengland stehen geblieben und würden ihre Filme nur noch im Vollsuff drehen.... wenn da nicht Ted wäre...!!!

Ted schafft es tatsächlich mich von der ersten Sekunde an in seinen Bann zu ziehen, mich regelrecht zu verzaubern und mich bis zum Abspann mitfiebern, mitlachen und mitleiden zu lassen. Zwar steh ich, wie eingangs erwähnt, nicht auf diesen typisch-amerikanischen Fäkalhumor, und ja auch Ted reiht sich dort ein, aber schon zu Beginn, wenn vom neuen (und fantastisch animierten) Universal Logo lückenlos durch die Wolken hindurch in den verschneiten Vorgarten der Familie Bennett im Jahre 1985 gezoomt wird und die Szenerie von der fantastischen Erzählerstimme von Sir Patrick "Jean-Luc Picard, Captain der U.S.S. Enterprise" Stewart begleitet wird, schon ab diesem Moment wird einem bewusst mit wieviel Liebe und Leidenschaft Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Ted-Schauspieler in einem, Seth MacFarlan (bekennender Trekkie und Erfinder von Family Guy) ans Werk ging!

Natürlich trotzt der Film nur so über von dem typisch amerikanischem Pippi-Kacka-Humor und es fallen dabei soviele Begriffsvariationen für die untere Genitalgegenden, dass selbst ich mir danach die Ohren vor lauter Schmutz waschen musste! ;-) Ted feiert hierbei aber eine Gagkanone sondersgleichen ab und scheut dabei im Laufe der Handlung auch nicht davor zurück, sich über religiöse oder ethische Minderheiten lustig zu machen. Doch trotz all diesen anrüchigen Gags erschafft MacFarlan einen wundervollen Film, der nicht nur auf mehreren Ebenen unterhält, sondern am Ende sogar über die komplette Laufzeit die Herzen der Zuschauer berührt!

So hatte ich zuerst die Befürchtung, dass es sich bei "Ted" um die typische 08/15 "Buddy" Komödie handeln würde, nur das hier anstelle eines schwarzen maximal-pigmentierten Kumpels ein magischer-lebendiger Teddybär diese Rolle übernimmt. Doch weit gefehlt! Der titelgebende Ted ist viel mehr als nur der saufende-koksende-rüpelhafte Kumpel (was er natürlich trotzdem ist), nein Seth MacFarlan hat ihn wesentlich vielschichtiger kreiert: Er ist mitfühlend, hilfsbereit und auch bereit auf sein eigenes Wohl zu verzichten, wenn er damit seinen Freunden helfen kann!

Und das ist noch etwas was mir an diesem Film richtig gut gefallen hat, ja mich regelrecht begeistert hat: Das gute geschriebene Drehbuch mit den mehrschichtigen und realitätsnahen Charakteren! Nicht nur lebt die Geschichte von einer Reihe atemberaubend-schnell-aneinandergereihter-sprach-gewandter Gags, die alle absolut perfekt sitzen (jeder einzelne davon wäre in einer normalen Komödie das absolute Highligt gewesen), zeitgleich sind auch noch die Hauptcharaktere modern insziniert worden: Sowohl Ted als auch John sowie auch Johns langjährige Freundin Lori haben allesamt absolut nachvollziehbare Gründe für ihr jeweiliges handeln, machen menschliche Fehler und im Rahmen dieser realistischen Dreiecksbeziehung gibt es - wie im echten Leben - keine einfache Lösung für aktuelle Probleme ohne dabei die Gefühle des jeweils anderen zu verletzen! Es ist MacFarlan tatsächlich gelungen aus dem Teddybär Ted einen menschlich-handelnden Protagonisten zu erschaffen, bei dem man - bis auf seine Größe - im Laufe des Films komplett vergisst, dass es sich bei ihm "nur" um einen Teddybär und nicht um einen Menschen handelt. Das führt am Ende dazu, dass man sich mit jedem einzelnen Hauptcharakter auf irgendeine Art und Weise verbunden fühlt, mitleidet und zugleich aber auch versteht warum er oder sie in diesem Moment sich verletzt fühlt. Kurzum: Die Charaktere und die Geschichte - so absurd es sich auch anhören mag - sind absolut lebensnah und nachvollziehbar inszieniert. Ja, warum geht das denn nicht immer so? Und warum klappt das ausgerechnet bei einem Film, bei dem eine der Hauptcharaktere aus einem animierten Teddybären besteht?!?

Ted symbolisiert zudem das Kind im Manne, dieses moderne Phänomen, dass sich Männer in den mittleren 30ern das Recht herausnehmen sich wie ein pupertierender Teenager aufzuführen und ihren alten Hobbys, sein es alte TV-Serien, Spielzeugkanonen oder Superhelden zu frönen. Wobei das aber meiner Ansicht nach nicht schlimm ist - schlimm ist es erst wenn man verlernt mit den staunenden und leuchtenden Augen eines Kindes die Welt zu betrachten (das ist jedenfalls mein Motto). Es fällt einfach jedem von uns schwer - in einer Zeit in der die persönliche Individualität als wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie und als Teil unserer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte angesehen wird - dann in einer Beziehung seine alten Gewohnheiten und liebgewonnenen Marotten abzulegen - aber so wie John es in diesem Film schafft - so muss das auch jeder von uns erlernen, am Ende aufeinander zuzugehen und zusammen was neues zu erschaffen!


Parallel dazu ist der Film eine Ode an all die Geeks und Nerds da draussen, eine Wiederbelebung der 80er Jahre, unserer gemeinsamen Kindheit! Spätestens wenn der gealtet Flash Gordon himself auf der Leinwand auftaucht, leuchten nicht nur bei mir meine alten Kindheitserinnerung auf! An allen Ecken und Enden wird der Film von liebevoll eingestreuten Geekgags erleuchtet, sei es der Imperial March aus Star Wars oder die Titelmelodie von Knight Rider, oder als Ted sein abgerissenes Ohr vor einer zufallenden Tür rettet - genauso wie Indiana Jones es immer mit seinem Hut gemacht hat! Yeah! Man merkt es dem Film einfach an, dass Seth MacFarlan nicht nur einfach so nen witzigen Kinofilm erschaffen wollte, sondern viel von seiner eigenen Kindheit konsequent eingeflochten hat - ja seine Kindheitserinnerungen wieder zum Leben gebracht hat. So dürfte es dem aufmerksamen Zuschauer nicht entgangen sein, dass schon in Johns Kinderzimmer anno 1985 ein Indiana Jones Poster gehangen hat - einzig - warum der selbsternannte Trekki MacFarlan kein einziges Star Trek Zitat in diesem wundervoll-geekigen Werk eingebaut hat, ist mir komplett schleierhaft geblieben! Aber vermutlich passte das einfach nicht in die Kindheit von John, war doch Star Trek ein Phänomen der 60er und späten 80er und 90er und nicht der späten 70er und frühen 80er, auf die dieser Film mit all seinen popkulturellen Elementen anspielt! Schade!

MacFarlan hat somit etwas auf die Leinwand gezaubert, was normalerweise nur Pixar gelingt: Einen Film für Groß und Klein! Während sich die Teenager vor allem an dem deftigen Humor von Ted ihre Schenkel wund klatschen werden, werden sich die älteren Semester an den realistischen Beziehungselementen und den vielen popkulturellen Elementen erfreuen. Und das dürfte auch der eigentliche Grund sein, warum Ted quer durch alle Zuschauerschichten, bei Jung und Alt, bei Mann und Frau, so unfassbar erfolgreich gewesen ist und am Ende als absoluter Überraschungshit anno 2012 über 500 Millionen Dollar an den weltweiten Kinokassen eingespielt hat - und das absolut zu recht!

Dazu kommt auch noch - im Gegensatz zu Lachsfischen im Jemen - das hier die Figuren absolut perfekt und glaubwürdig besetzt wurden! Während ich Mark Wahlberg bisher in keinem seiner Actionfilme für ernst genommen habe, war er mir doch zu weich und jämmerlich um einen wirklich harten "Actionhelden" darstellen zu können - so ist er hier als Weichei die perfekte Besetzung für den 35-jährigen John der Angst vorm Erwachsen werden hat. Und die taffe Mila Kunis als seine Freundin Lori schafft es nicht nur eine starke Powerfrau darzustellen, sondern strahlt parallel dazu auch noch extrem viel Wärme und Zuneigung aus. Abgerundet wird das perfekte Paar durch einen einwandfrei animierten Ted, der in keiner Sekunde mich aus der Illusion riss, dass er nicht echt sei! Kurzum - besser gehts nicht!

Abschließend sei noch gesagt, dass der Film hinten raus sogar noch einige Horrorelemente offenbart und zu einem Actionfilm mutiert - ob das hätte sein müssen, dass vage ich hier nicht zu kritisieren - aber es hat zu 100 % funktioniert und dem ganzen NOCH eine weitere erzählerische Ebene geschenkt! Hut ab Herr MacFarlan! Achja und der Soundtrack ist für eine Komödie überraschend Streicher betont und unterstreicht *hust-hust* damit den mehr als positiven Gesamteindruck des Hollywoodstreifens. ;-)

Zu kritisieren wäre einzig, dass mal wieder typische Hollywood Ende! *seufz* Und dann ist da noch der notgeile Chef von Lori der leider über die komplette Handlung hinweg absolut eindimensional und fad inszeniert wurde und an keinem Punkt (jedenfalls in der normalen Kinofassung, in der Extended Version - siehe Anmerkung am Ende des Reviews ist das anders) eine echte Gefahr für die Beziehung zwischen John und Lori war! Das alles ist aber ein so verschwindend geringer Kritikpunkt, dass es weder den perfekten Kinogenuss geschmälert hat, noch an der Endwertung zu abstrichen geführt hat!

Fazit: 
Ted ist, wie auch schon der Trailer vermuten lässt, eine schnell erzählte und moderne, perfekt durchsynchronisierte Komödie, die nicht ohne Grund eine 16er Einstufung in Deutschland bzw. ein R-Rated in Amerika erhalten hat! Aber abseits der vielen Furz und Fäkalscherze, die aber hier überraschenderweise alle perfekt sitzen und teilweise sogar recht neu und innovativ inszeniert wurden, offenbart sich Ted als eine vielschichtige Beziehungskomödie über das Erwachsen werden! Zusätzlich streuen die Macher eine Vielzahl an poppkulturen Referenzen ein, die jeden Geek das Leuchten in die Augen und Ohren treiben! Es bleibt somit kein Auge vor Lachen trocken und trotzdem fühlt man sich über die komplette Laufzeit intellektuell unterhalten und zeitgleich in seine eigene Kindheit zurückversetzt.  MacFarlan ist mit Ted ein kleines Meisterwerk gelungen - eine Komödie von der es gerne mehr geben darf - die aber in ihrer Machart so einzigartig ist, dass es schwer sein dürfte den Humor zu wiederholen, ohne dabei zu sehr in den Pippi-Kacka-Humor abzudriften, denn - und das ist in der Tat bemerkenswert - Ted schafft es auf seine eigene Weise innovativ und nie einfach nur plump zu sein. Ted ist somit eine ganz klare Empfehlung für (fast) alle Altersgruppen, von Jung bis Alt, von harten Männern bis hin zu verliebten Pärchen, von 80er Jahre Hippies bis zu den echten Geeks und Nerds und ja vielleicht auch für die, die heute noch mit ihrem liebgewonnen Teddy allabendlich zu Bette gehen! Thumbs up!


Gesamtwertung:

Einzelwertungen:

Corny: 10/10
s.o. 

Eva: 8/10
"witzig und total authentisch"

 Quelle Bilder: cinema.de


Achtung Schnittfassung: Free-TV: Da der Film eine FSK 16 Einstufung erhalten hat, wurde im frei empfänglichen Fernsehen bisher nur eine leicht gekürzte Fassung der derben Komödie gezeigt: In dieser fallen einige der expliziten Szenen und der vulgären Dialogzeilen dem Cutter zum Opfer, was jedoch mit einer geringen Gesamtkürzung von 1:01 Min noch recht human ausfällt. Die Schnitte sind dabei so maginal, dass sie den Sehgenuss des Zuschauers kaum mindern! Den Schnittbericht dazu kann man HIER nachlesen. Dennoch sollte man für die ungeschnittene Fassung zur Blu-Ray Edition greifen!

Extended Version: Amerika und GB kamen in den Genuss einer um satte 6:12 Min längeren Fassung des Kinohits. Bei den Szenen handelt es sich dabei um komplett neues Material, welches auch nicht als Teil der geschnittenen Szenen auf der Blu-Ray Disc enthalten waren! Epic! Über die komplette Laufzeit des Films werden dabei neue Handlungsszenen eingestreut - die durchaus sehenswert sind und hier und da auch die Charaktere vertiefen, allen voran Loris Chef Rex und Teds Entführer Donny. So z.B. stolpert Ted im Keller des Entführers über eine Armada an verstümmelten Teddybären, was an dieser Stelle die allgemeine Horrorstimmung und die Psychose des Entführers perfekt unterstreicht! Andere Szenen werden hingegen nur durch alternativ-gedrehtes Material ersetzt - wobei das aber recht selten vorkommt! Unterm Strich handelt es sich bei der Extended Version von Ted somit um eine absolut sehenswerte Erweiterung des Kinofilms, bei der es echt Schade ist, dass sie bis heute nicht ihren Weg nach Deutschland gefunden hat! Den Schnittbericht dazu kann man HIER nachlesen.

Bayrische Fassung: Aufgrund des großen Kinoerfolgs wurde in einigen ausgewählten Kinos in Süddeutschland eine auf bayrisch nach-synchroniserte Fassung des Kinohits gezeigt, bei der Ted so richtig derb auf boarisch derblecken darf! Leider ist diese Fassung bis heute nur auf DVD erschienen.

Berliner Fassung: Aufgrund des großen Kinoerfolgs wurde zudem in einigen ausgewählten Kinos im Berliner Raum eine im berlinerischen Dialekt synchroniserte Fassung der Komödie gezeigt, bei der Ted "Ick bin ein Bärliner" stammeln darf. Leider ist diese Fassung bis heute nur auf DVD erschienen.

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