Samstag, 29. Juni 2013

Review: "XIII"

Body-Counter + Games

XIII


Erschienen: 2003
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Paris
Preis: 5,50 € [Ebay]
FSK: 16


 Der Trailer:




 Die Story:

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde ermordet .... Er wurde kaltblütig von einem unbekannten Killer erschossen .... und Sie sind der Hauptverdächtige! FBI, CIA und eine Gruppe eiskalter Killer sind Ihnen dicht auf den Fersen ... Sie können niemanden vertrauen! Alles, was Sie haben, ist ein Schließfachschlüssel und ein seltsames Tatoo .... All Ihre Erinnerungen sind weg, Sie wissen nicht einmal wer Sie sind .... Um die Wahrheit zu sagen, Sie stecken verdammt in der Klemme! (entnommen aus der Schachtel Beschreibung)


Das Review:

Es gibt an und ab Filme die sind ihrer Zeit weit voraus, entweder in ihrer stilistischen Umsetzung oder in ihrer inhaltlichen Brillianz. Gleiches kennt man auch aus der Malerei, der Musik und von der gedruckten Zunft. So brauchte es z.B. über 300 Jahre bis die Autobiographie eines gewissen Jesus von Nazareth auch vom römischen Kaiser als würdig genug betrachtet wurde um dessen Leser nicht mehr einfach den Löwen zum Fraß vorzuwerfen. Im Bereich der pixeligen Computerspiele ist dieses Phänomen jedoch recht selten. Denn der rasante technische Fortschritt innerhalb dieses Genres verwandelt ein vielleicht verkanntes Meisterwerk der PC Kunst in nur wenigen Jahren zu einem unansehnlichen digitalen Farbpixelmatsch. Kann es aber auch hier ein Spiel geben, dass seiner Zeit nicht nur weit voraus war sondern auch heute noch, nein erst RECHT heute den Spieler zu wahren Freudentaumeln begeistern kann?

Ja - XIII ist so ein Spiel! XIII ist zwar auf dem Papier ein "simpler" First-Person-Shooter, betrachtet man das Spiel aber nur etwas genauer so stellt man doch einige interessante Besonderheiten fest, die damals ungewöhnlich - heute jedoch fast schon Standard geworden sind.

So fällt einem natürlich als erstes der sog. Cel-Shading Effekt auf. Dieser wandelt die Spielegrafik so um das sie wie aus einer Comicwelt entsprungen erscheint. Damals befremdlich neuartig, heute ein durchaus gerne verwendetes grafisches Stilmittel. Als aktuell bekanntesten Vertreter sei hier nur einmal Borderlands erwähnt. Doch in der Steinzeit der Computerspielekunst, anno 2003 war das eine echte grafische Implusion des gewohnten Bildes. So revolutionär neu, dass sich die meisten davon verwirrt abwendeten und das Spiel in den Regalen der Kaufhallen Staub ansetzte. Ja, XIII war ein "grandioser" Flop! Doch ironischerweise ist eben gerade dieser Cel-Shading Effekt der Grund warum XIII auch heute noch ein ansehnlicher, teils sogar richtig hübscher 3D Shooter ist. Wo Fotorealismus in der fortschreitenden Sehgewohnheit des Betrachters altert, da ist so ein Comiclook halt würdevoll zeitlos .
Doch XIII hat mehr als nur einen einfachen Comiclook zu bieten. Denn das Cel-Shading wurde nicht nur einfach so dem Spiel aufgezwungen, nein es passt par excellence zu dem spielerischen Hintergrund des Actionkrachers:  XIII ist die PC Umsetzung einer brillianten franko-belgischen Comicserie, die dem Leser das Blut in den Adern gefrieren lässt. Und damit ergibt sich erst Recht ein rundes Ganzes zwischen spielen und erleben!

Die Comic Herkunft wird aber nicht nur im Form des Cel-Shading Looks gehuldigt, nein wir erleben actionbezogene Einblendungen, genauso wie wir sie aus der Comicwelt kennen und lieben! So können wir Gesprächen in Form von Comicblasen folgen, Explosionen werden durch ein "Boooom" lautmalerisch in Szene gesetzt und auch viele weitere Geräusche werden, ganz der brillianten Vorlage entsprechend, optisch visualisiert. Genial!

Zusätzlich ist die Welt kein statisches Mittel zum Zweck - nein, denn ganz so wie wir es heute auch aus vielen Spielen kennen und schätzen ist eine direkte (wenn auch noch sehr eingeschränkte) Interaktion mit der Umwelt möglich. So gibts eine Vielzahl an Gegenständen die wir in die Hände nehmen und dem Feind um die Ohren schmeißen können. Zwar noch ohne Physik Engine aber der Effekt im Schleichmodus einen Stuhl zu greifen und den Gegner lautlos ins Holz beißen zu lassen ist einfach nur episch!





Und dann sticht da auch noch besonders die dichte erzählerische Atmosphäre aus dem Shooteralerlei heraus. So wachen wir angeschossen und schwer blutend auf einer Strandküste auf und werden von einer liebreizenden Rettungschwimmerin gerettet - nur um kurz darauf die kalten Bohnen des Todes um unsere Ohren pfeifen zu hören - ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben was jetzt eigentlich los ist. Erst nach und nach entspinnt sich eine faszinierende Geschichte rund um die Ermordung des Präsidenten der USA (was wir angeblich gemacht haben sollen) und einer geheimen Geheimorganisation und alles was wir von uns wissen oder besser gesagt glauben zu wissen ist nur die geheimnisvolle Zahl XIII die wir auf unserer linken Schulter tatowiert vorfinden. So spannend und hervorragend inszeniert habe ich ein Computerspiel noch selten erlebt - ja ich würde sogar soweit gehen und es auf eine Ebene mit meinem persönlichen Lieblings-Meisterwerk "No One Lives Forever" zu heben! Die Geschichte sprüht nur so über an kuriosen Ideen, Begebenheiten und witzigen Dialogen. Ein Sammelsurium an fantastischen Ideen die uns die Macher da schenken. Einzig die abgedrehten Gadgets von NOLF werden uns hier verwehrt - aber das ist dem realistischem Ansatz von XIII her verschmerzbar.

Dazu erleben wir auch noch eine Vielfalt an Schauplätzen, die ein Call of Duty traurig in der Ecke weinen lässt. So springen wir Spiderman like über den Dächern von New York, brechen in eine Bank ein und aus dem FBI aus, robben im dreckigen Dschungel Südamerikas, ballern uns durch ein atombetriebenes Atom-U-Boot, schwingen uns durch die Wüsten Nevadas, frieren in der arktischen Kälten Kanadas, harpunieren unsere Feinde unter Wasser, irren durch eine Irrenanstalt bis wir endlich im großen Showdown inmitten von startenden Atomraketen die Welt vor dem dunkeln Abgrund eines nuklearen Winters bewahren. WTF! Heiliger Scheiß! :-)

Das Ganze wird dann noch von einer fantastischen Soundkulisse und einem brillianten Soundtrack abgerundet der keinen Wunsch übrig lässt. Und wenn dann noch Rolf Schult alias dem Synchronsprecher von Jean-Luc-genau-dem-Captain-der-Enterprise einen Protagonisten wiedergibt. Leute was wollt ihr denn noch???

Was bei mir dann aber noch einen besonderen Nervenkitzel bereitet hat ist, dass es kein freies Speichern sondern nur vorgegeben Speicherpunkte gibt. Ja, sowas war damals noch was neuartiges und ehrlich gesagt fande ich vorgegebene Speicherpunkte immer total nervig und schlicht gesagt richtig doof. Doch dieses Spiel hat mich eines besseren belehrt! So bin ich leider ein typischer Angsthasen-Quick-Save-langsam-Vorpresch-fuck-nochmal-reload-fuck-nochmal-reload-quick-Save-fuck Spieler wodurch natürlich auch einfach kein Spielfluss entstehen kann. Doch wenn die Speicherpunkte fair gesetzt sind kann, wie ich jetzt festgestellt habe, eine verdammt (!) kribbelige Spannung aufkommen mit der schweißgetränkten Hoffnung es einfach nur bis zum nächsten Speicherpunkt ohne zwischendurch wiedermal abzukratzen zu schaffen. Ok, ich spielte das Spiel aber auch in dem ursprünglich höchstem Schwierigkeitsgrad (Mit einem Patch kam dann noch ein weiterer hinzu) was das anfängliche Abbleben zusätzlich beschleunigte ;-)


Einzig Schade bleibt, dass die Geschichte mit einem massiven Cliffhanger endet und aufgrund des unverständlichen und enttäuschenden Nichterfolgs keine echte Fortsetzung erschien. Denn bei dem 2007 erschienenen XIII 2: Covert Identity handelt es ich um ein vom Gameloft für J2Me-fähige Mobiltelefone produziertes Sequel das aber im Grunde nur ein seitlich scrollendes Shoot'em up geworden ist. Das 2011 vom französischen Publisher Microids veröffentlichte Spiel XIII: Lost Identity war dann sogar nur eine Minispielesammlung aus Wimmelbildern und kleineren Logikaufgaben. Und das bei so einem tollen Vorgänger *seufz*





Fazit:

XIII hat mehr verdient. XIII hat verdient in die Hallen der Spielegeschichte einzugehen, von Massen von Spielefreaks geliebt, geachtet und geehrt zu werden! Sein zeitloses Designs, seine brilliante Spieleumsetzung, seine witzigen und mutigen Ideen und die spannende Story sollten ein Vorbild für all FPS des jungen Jahrtausends werden. Doch XIII war und wird wahrscheinlich immer ein Geheimtipp bleiben - Einer den ich euch nur warm ans Herz legen kann. Und für 5,50 € ist das auch wirklich kein teurer Spaß! TUT ES! JETZT!


Shootermania:
Call of Duty [8.1] 
GTA - San Andreas [8.0]
 F.E.A.R. [7.9]

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