Freitag, 16. November 2012

Review: "Chicago 1930"

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Chicago 1930


Erschienen: 2003
Publisher: Wanadoo-Edition
Entwickler: Spellbound Entertainment
Preis: 3,30 € [Ebay]


Was haben der 2. Weltkrieg, Cowboys, Robin Hood und die Mafia gemeinsam? Sie alle waren thematische Vorlagen für "2D-Echtzeit-Taktik" Spiele unter denen "Commandos" der wohl bekannteste Vertreter ist.

Dabei werden keine Basen oder Einheiten gebaut oder gekauft, sondern man bekommt eine kleine Gruppe an "Elitespezialisten" die man aus der Vogelperspektive durch eine 2-D Landschaft klickt. Der besondere Reiz dieser Spiele liegt an dem rein taktischem Vorgehen, ansonsten sterben einem die Figuren schneller weg als das man "Pommes Frites mit Soße" sagen kann. Und dieses Tüfteln und Knobbeln und dabei möglichst unentdeckt alle feindlichen Soldaten/Banditen/Polizisten/Gangster/whatever um die Ecke zu bringen war ein Mordsspaß für mich. Leider ist dieses Genre noch toter als Weltraumsimulationsspiele und DAS will was heißen!

Deshalb hab ich mir (aller negativen Kritik trotzend) von Spellbound "Chicago 1930" besorgt. Spellbound brachte 2001 das fantastische "Desperados" raus, was meiner Ansicht nach locker an Commandos ranreichen konnte - 2002 das leider ziemlich enttäuschende "Robin Hood" und 2003 das - um es vorwegzunehmen - noch enttäuschendere Chicago 1930.

Auf dem Papier liest sich Chicago 1930 durchaus richtig gut: Auf Seite von Gangstern müssen wir uns Chicago Untertan machen und fleißig gegen die Prohibition verstoßen. Dabei müssen wir Polizisten bestechen und die Konkurrenz "liebevoll" davon überzeugen besser unserer Meinung zu sein. Dabei hat jede Spielfigur meines 5er Teams, das ich mir zu Beginn jeder Mission zusammenstellen darf, besondere Fähigkeiten und Attribute. So kann einer ganz gut schießen, einer ganz gut bestechen, einer ganz gut niederknüppeln oder einer ganz gut werfen. Diese Fähigkeiten lassen sich dann im Laufe des Spiels, wie in einem RPG Spiel, langsam hochleveln und verbessern.

Doch hier fängt das Problem schon an. Während in den anderen Spielen des Genres jede Spielfigur eine Spezialfähigkeit hatte, (Leichen wegtragen, Messerspielchen, Scharfschütze, Fallensteller etc...) so haben hier ALLE die gleichen Fähigkeiten, nur manche halt besser und manche halt schlechter. Damit fällt aber der taktische Tiefgang so gut wie weg. Das besondere "wie benutze ich mein Team am besten" ist vollkommen egal da ja jeder eh alles kann. Dazu kommt das jede Problemsituation einfach mit der Knarre gelöst werden kann. Zwar gibt es ein "Bestrafungssystem" wenn man kaltblütig mordet - aber das ist mit ein paar kleinen Tricks sehr einfach lösbar. Selbst Polizisten können so gut wie jeden niederknallen der ihnen vor die Flinte kommt.


Taktisch ist also das Spiel bei weitem nicht mehr so fordernd wie seine Genrevorgänger, und optisch ist es eine schlichte Frechheit! Selbst für 2003 war die Technik meilenweit veraltet - zwar sind die Levels sehr detailliert gezeichnet, aber das kann nur ein kleines Trostpflaster für eine viel zu geringe Auflösung und eine generelle schlechte Präsentation sein. Und was bei "Robin Hood" schon anfing geht in Chicago 1930 munter weiter. War da noch in Desperados so gut wie jedes Level  neu, so wurden in Robin Hood hemmungslos die Levels recycelt bis der Notarzt kam und so sind hier nun nur noch gerade mal 8 Karten für 20 Missionen vorhanden. Damit wird konsequent der Entdeckungstrieb abgewürgt!

Aber nicht alles ist schlecht an diesem Spiel - die 30er Jahre Stimmung wurde gut rübergebracht - die Story war --- naja "annehmbar" und auch ansonsten machte es eigentlich überraschend viel Spaß, wobei ich vermute das dies vorallem nostalgischen Gefühlen zu Grunde lag. Denn obwohl der Soundtrack durchaus 30er Jahre Flair hatte, war er so nervtötend in einer Dauerschleifengetüdel das ich mich wirklich fragte ob Spellbound die heimliche Mutter von Jamba war? Und von der Steuerung will ich gar nicht mehr reden... die war schlicht: Scheiße!





Fazit:

Chicago 1930 ist der mit Abstand schlechteste Vertreter seines Genres - und dennoch macht es paradoxerweise Spaß ihn zu spielen. Denn obwohl sovieles nicht passt und funktioniert - ist das zugrunde liegende Spielprinzip für mich einfach nicht tot zu kriegen. Wer wirklich ein gutes Spiel haben will sollte zu "Commandos 2" oder "Desparados" greifen. Damit macht man definitiv nichts falsch!
 .


Strategie Games:
 Stronghold 2 [8.2]

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