Donnerstag, 8. September 2011

Quo Vadis Gamestar? - Update 08.09.

Body-Counter + Games


Eine Retro-Perspektive ?


Als ich vor einigen Wochen bei einer Flasche Bier davon erfuhr das der stellvertretende Chefredakteur der Gamestar, Christian Schmidt den Verlag verlassen wird - so erntete ich ein überraschtes Gesicht meines gegenübers als ich schulterzuckend antwortete "Christian, wer?". 

Nun war dies aber nicht an meinem Desinteresse an der Gamestar Redaktion zu begründen, ganz im Gegenteil, sondern viel eher an meinem schlechten Namensgedächtnis. Ein kurzer Blick später auf die Homepage und es viel mir zugleich wieder ein: "Ja richtig, dass ist ja dieser blonde Wuschelkopf der so geniale Beiträge verfasst". In der Tat genoss ich gerade seine Artikel aufgrund ihrer flüssigen aber zugleich kompetenten Schreibstils, welcher nebst reiner Gaming-Fachartikeln auch einmal den Sprung über die Pappschachtel wagte und allgemein Szene relevante Artikel schrieb.

Umsomehr wunderte ich mich nun, als ich gestern über folgenden Artikel bei Spiegel Online stolperte: "Mehr Geist bitte, liebe Games-Tester".

Kurz zusammengefasst beklagt Christian Schmidt, dass sich die Spieletester viel zustark in Details verfangen, das große Ganze = Spielspaß übersehen und im Allgemeinen der Trend vom Harfcoregamer hin zum Casualgamer verschlafen wird. Das dies gerade von einem exzellenten und kritischen Spieletester geäußert wurde, fand ich sehr überraschend aber auch den Aufhänger dazu mir einmal selber einige Gedanken zu machen.

Nun es ist offensichtlich das ein Wandel in der Gamingszene raus aus dem schmuddeligen Hinterzimmerimage rein in die Mitte der Gesellschaft stattgefunden hat. So daddeln heute nicht nur junge männliche computerafine "Nerds" sondern auch gerne einmal die Hausfrau von nebenan eine Runde Farmville auf Facebook. Und wenn selbst unser Wirtschaftminister Philip Rösler als "spielebegeistert" bezeichnet wird (Tagesschaubericht von der IFA) dann schwingt hier inzwischen in keinster Weise mehr eine negative Nuance mit. Man könnte sich also glücklich zurücklehnen und die große Spielevielfalt genießen. Die Republik ist nicht nur inzwischen grün - nein sondern auch sehr 0 und 1zig geworden.

Doch die Kernkritik von Christian Schmidt zielt meines Ersichtens darauf ab, dass eben gerade die Spieletester und Redakteure in der Gaming Branche immer noch viel zu stark die alte Kerngruppe im Focus hat und aktuelle Entwicklung auf der einen Seite verschlafen würden und auf der anderen Seite viele Spiele immer noch aus den Augen der Hardcore-Bewerter analysieren würden.

Nun, das muss man nun aber auch etwas differenziert betrachten. In der Tat hat sich wie ja schon erwähnt so einiges in der Spielewelt getan - und so beschreibt Herr Schmidt ja auch zu Recht das früher viele Spielemagazine auch Nischenprodukte zu den jeweiligen SpielePlattformen waren (z.B. Amiga, Atari, aber auch der PC). Natürlich war UND ist die Gamestar in einem gewissen Aspekt ein Nischenprodukt: Nämlich dem des PCs. Und so gibt es nebst den "Pc-Fachzeitschriften" wie auch der PC-Action oder PC-Games auch Zeitschriften die sich z.B. auf die Konsolen konzentrieren. Eine Fachzeitschrift kann ja auch nur so funktionieren. Die Gamestar hatte nun natürlich dabei auch ein Quäntchen Glück das der PC sich so dominant behaupten konnte - während sowohl Atari und Amiga als Geräte als auch die dazugehörigen Testmagazine mit der Zeit verschwunden sind.

Doch sehen die Tester die Spiele immer noch zu "testerisch"?. Nun ich denke das ich ganz klar eine reine Geschmacksache. Es gibt Zeitschriften - die Kenner kennen sie ^^ - die eher salopp und legere formulieren - aber auch Zeitschriften die sich dem ernsten Inhalt und der analytischen Natur verschrieben haben. Für mich persönlich war hierbei vor vielen Jahren die Gamestar so was wie eine kleine Revolution. Endlich wurde mein Hobby ERNSTHAFT betrachtet und analysiert, wobei aber auch der Spaß Faktor nie zu gering ausfiel. Und genau dafür lese ich die Gamestar auch heute noch so gerne. Natürlich kann man argumentieren, dass man Spiele nicht auf die Kommaprozentzahl bewerten kann - aber warum denn eigentlich nicht? Ich persönlich fand gerade das neuere Wertungssystem bei der Gamestar gerade zu revolutionär toll. Wollte ich ein stupides aber optisch wundervolles Spiel für zwischendurch zocken - in der Wertungstabelle fand ich es sofort. 10 Punkte für Grafik - dann her damit. Hatte ich mal Lust auf ein anspruchsvolleres Spiel mit guter KI? Auch kein Problem. Dank der detailliertenWertungen wusste ich a) genau was mich erwartet und b) konnte ich als Kunde mir genau das heraussuchen was ich mir gerade wünschte. 

Doch verschläft auch im allgemeinen die Spieltesterbranche die aktuelle Entwicklung? Wenn nun Millionen von Menschen leidenschaftlich oder mal zwischendurch zocken - warum sinkt dann die Auflage von z.B. Gamestar so dramatisch? Nun das ist eine zu Recht gestellte Frage. Denn sollten wir nicht erwarten, dass nun viel mehr Menschen sich eine Gamestar oder ein andere PC-Zeitschrift zulegen?

Mitnichten! Erstens ist die aktuelle Entwicklung weg von den Printmedien hin zu den Onlinemedien so gut wie in ALLEN Bereichen zu beobachten. Auch ich lese meine Nachrichten nur noch online - wofür etwas bezahlen wenn man es doch umsonst bekommen kann? Dazu ist auch die Informationsvielfalt im Internet größer - Metacritic Seiten informieren mich genau wie unterschiedliche Spieletester mein gewünschtes Spiel bewertete haben - was neben den oft subjektiven Einzelwertungen ein eher objektives Gesamtbild zulässt. Heute ist das Printmagazin einfach eher ein Werbemittel um auf die Onlinepräsenz hinzuweisen - und seien wir mal ehrlich - da ist so gut wie jeder einzelne von uns dran schuld. 

Doch sollten nicht die Millionen von neuen Gamern leicht die wegfallenden Käufer auffangen? Also nun mal ehrlich: In Deutschland gibt es Millionen von Autofahrern - kauft nun jeder davon die "AutoBild" oder ein anderes Automagazin? Ich denke einmal das ein Großteil der Autofahrer den Wagen nur als Transportmittel sieht und nur eine gewisse "Hardcoregruppe" sich mit dem Thema tiefer befassen will und tut. Und eigentlich ist dies doch genau DAS was auch in der Gamingszene los ist. Es gibt immer noch den gleichen harten Kern an Spielbegeisterten die sich gerne stundenlang Fakten reinziehen - aber die inzwischen breite Masse will einfach nur gut unterhalten werden - und liest keine Spieletests sondern lässt sich eher durch Werbung oder durch Mundpropaganda "Haste schon das gespielt" beeinflussen als durch sonst etwas.

Ich persönlich schätze also die Gamestar eben gerade dafür was sie ist - ein Fachmagazin für Spielebegeisterte die sich einmal gerne etwas tiefer mit der Matiere befassen wollen. Aber vielleicht sollte es demnächst auch sowas wie eine "Causual-Gamestar" gaben - aber ob die breite Masse an Casual Gamern überhaupt an einer "Fachzeitschrift" über Casual Games interessiert ist? Ich denke eigentlich fast das sich das schon vom Namen her beinahe ausschließt ^^.

Oder was denkt ihr?


Update (08.09)

Es gibt inzwischen auf Spiegel-Online eine Antwort auf den Artikel: HIER KLICKEN

Danke an Chaos für den Hinweis!

3 Kommentare:

  1. Schon gesehen? Gibt ne Antwort auf den Essay, mit einigen Argumenten die dem was du hier schreibst sehr aehnlich sind ;)

    http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,784689,00.html

    - Chaos

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  2. Ich werde am Samstag wohl einen Tisch extra für Diskussionen zu diesem Thema/Artikel reservieren ;)
    Verspricht spaßig zu werden! Bee

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  3. @ Chaos

    Danke! Werd ich gleich mal posten - interessant kommt von der PCGames

    @ Bee

    Hihio - hihi auf Samstag freu ich mich schon - aber ned wegen dem Thema ^^

    Eigentlich gings mir nur darum auszudrücken warum ich die Gamestar so gerne lese - eben halt wegen ihren guten Artikeln und den sympathischen Redakteuren :-)

    bis Samstag dann :-)

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