Freitag, 8. Mai 2015

Review "Der Lorax (2012)"

Filme und Serien 
Der Lorax (2012)
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: 86 min
Budget: 70 Mill. $
Einnahmen: 349 Mill. $
Original Titel: Dr. Seuss' The Lorax
Regie: Chris Renaud und Kyle Balda
Score: John Powell
 Genre: Animation/Comedy/Family/Fantasy
FSK: 0
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Der Trailer:




Der 12-jährige Ted würde alles tun, um einen echten Truffula-Baum zu finden und so das Mädchen seiner Träume zu beeindrucken. Doch Bäume gibt es in seiner Heimatstadt Thneedville schon lange nicht mehr. Auf seiner abenteurlichen Suche nach dem letzten Baumsamen stößt Ted auf die unglaubliche Legende vom Lorax, dem charmanten, aber mürrischen Waldmeister, der für die Bäume spricht.... [von der Blu-Ray Beschreibung entnommen]

"... und ich sagte ihnen noch, dass SO die Story nicht funktionieren wird ... "
Manchmal, ja manchmal wäre ein bisschen Haue gut! Herrgott was Illumination Entertainment, bekannt von "Ich, einfach unverbesserlich", aus der lehreichen Ökogeschichte von Dr. Seuss gemacht hat, spottet an vielen Stellen jedweiliger Bedeutung und lässt mich am Ende mit einem weinenden und einem erzürnten Auge zurück!

Schon 1972 erschien eine 25-minütige TV-Fassung des Werks, die trotz ihrer rudimentären Animationsqualität der Kinofassung in sämtlichen inhaltlichen Belangen weit überlegen ist, ja man könnte sogar soweit gehen und sagen, dass die Kinofassung die Grundaussage des Buches mit Füßen tritt und aus dem kritischen Meisterwerk von Dr. Seuss einen bunten Candystore Made in Hollywood gemacht hat.

Denn anstelle den Fokus auf die Zerstörungskraft menschlicher Habgier zu legen, wird in der Kinofassung von 2012 stattdessen einfach mal so ne neue Rahmen-handlung erfunden: Der im Buch bewusst anonym gehaltene Junge bekommt dabei einen Namen und leider auch eine neue Motivation verpasst: Nein, nicht Wissen zu erlangen, nicht zu hinterfragen warum eigentlich die Luft verpestet, die Flüsse verseucht und die Wälder gerodet sind, sondern ... er will einfach nur einen Baum finden um damit ein Mädchen zu beeindrucken. Ja gehts noch?!?

Damit ist die ursprüngliche Grundprämisse des Werkes von Dr. Seuss komplett entkernt worden - und es geht noch weiter: Die Handlung rund um den Lorax und dem Once-Ler dient jetzt nur noch als reine Kulisse um möglichst viele witzige und niedliche Gags abzuliefern! Es ist sowas von offensichtlich, dass Regisseur Chris Renaud ursprünglich beim Ice Age Franchise und später als Regisseur von "Ich, einfach unverbesserlich" involviert war. Die Bar-bar lotts, die Swomee-Swans und die Humming Fishes sind in der Kinofassung nur noch billige Tierkopien à la Scrat oder den Minions. Die Zerstörung des wundervollen Ökosystems, was noch im TV-Film von 1972 den wesentlichen Bestandteil der Handlung eingenommen hat, wird hier nun mittels einer vollkommenen überdrehten Musicalnummer in wenigen Minuten abgehandelt! Und das wars dann auch schon mit den sozial-ökologisch-kritischen Tönen! Schönen Dank aber auch!

Sobald dann die süße, knuffige Welt der Bar-bar lotts vom Tisch ist, versuchen die Macher von Illumination Entertainment mit Thneedville, der Heimat des Jungen die nur aus Plastik besteht, eine weiter bunte und zuckersüße Knuddelwelt zu erschaffen, in der es den Bewohnern an nichts fehlt. Anstatt also den harten Kontrast zwischen einer ökologischen einwandfreien und wundervollen Naturlandschaft und einer von Menschhand ruinierten grauen Mondlandschaft darzustellen, wird dem bunten Ökosystem eine quietsch-bunte Plastikwelt entgegengesetzt - die genauso niedlich, trollig und farbenfroh ist wie die Welt der Truffulabäume. Für was braucht man da eigentlich noch Bäume, saubere Flüße oder eine Tierwelt? Eben! *seufz* Jetzt hätte man aber eigentlich sogar aus dieser Plastikwelt noch einen richtig originellen Ort machen können, so wie mit der faszinierenden Roboterwelt von "Robots" - jedoch wird recht rasch offensichtlich, dass die Macher selber nicht wussten, was sie in einer Plastikwelt an Ideen umsetzen könnten, fehlen doch hier die süßen Tierchen und Minion-ähnlichen Viecher als Sidekicks - und ne alte Oma mit Powergenen kann da halt einfach nicht mithalten! Anstatt also die Plastikstadt konsequent auszubauen und mit kreativen Ideen zum Leben zu erwecken, viel den Machern am Ende leider nur eins ein: Es muss auch dort einen "witzigen" Sidekick geben - in dem Fall in Form eines kleinwüchsigen Magnaten, der sich durch den Verkauf frischer Atemluft an die Bewohner dumm und dämlich verdient - haha wie "originell"

Anstatt also die ökologische Dimension von "The Lorax" in einem zeitgenössischem Kinofilm umzusetzen, diente die süße Tierwelt von Dr. Seuss den Machern nur als simpler Gaglieferant und wurde dann um eine unfassbar langweilige, der eigentlichen Prämisse des Buches komplett entgegengesetzte Inhaltsrichtung, der Love-Boy-Geschichte kontraktiert. Und als wäre das alles noch nicht genug, wird der Lorax zudem nur als nerviger Sidekick etabliert und der Once-Ler als ganz netter Kumpeltyp dargestellt, der eigentlich nur seinen "American Dream" leben will und nach Anerkennung seiner Familie strebt! Mehr kann man die Vorlage eigentlich nicht mit Füßen treten!

Was bleibt dann noch zu sagen? Nun, die deutsche Synchronisation ist GRAUENHAFT! Die Stimmen sind alle miteinander unsympathisch und falsch besetzt worden - da ist es fast schon logisch das Danny DeVito auch für die deutsche Synchronisation des Lorax seine Stimme geliehen hat. Und die Krone der Unfähigkeit setzt sich das Synchronstudio dann noch mit der Tatsache auf, dass in den Musicaleinlagen andere Synchronsprecher eingesetzt werden mussten, da die normalen Synchronisatoren dieser Aufgabe schlicht nicht gewachsen waren. *faceplam*

Und Musical ist auch so ne Sache - ich bin echt ein Fan von Musicalnummern - aber die ultra altbackende Art der Inszenierung, dass unbekannte Straßenpassanten auf einmal Teil einer durchsynchronisierten Tanz und Gesangs-einlage werden - das ist schon seit den 50ern spätestens seit Der King das Genre an die Wand gefahren hat schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und auf Dauer für den Zuschauer auch echt nervig. Und es sind eben auch diese Musicalnummern - nebst "dramatischen" Kamerafahrten, bei denen man wiederum merkt, dass die Macher mehr den Fokus auf die Optik und die Gags gelegt haben, als auf den eigentlichen Inhalt - ein echter Hohn für Dr. Seuss! Und ich möchte hier nochmal betonen, dass 3D ja ne ganz nette Erfindung ist, aber niemals eine Handlung ersetzen kann oder sollte! Die ganze Zeit sinnlose Kamerafahrten und irgendwelche Hände, Schnäbel, Hüte und oder Fratzen die einem hier frontal auf die Seenerven gehen - ja das schaut in 3D bestimmt ganz toll und unfassbar beeindruckend aus, aber in 2D - und ich kenn niemanden der sich zu Hause 3D Brillen aufsetzt - ist das einfach nur noch nervig!

Was man aber zumindestens dem Soundtrack zu Gute heißen muss ist, dass John Powell nach Ice Age 2 - jetzt taut's auch hier wieder einen echt gelungen Animationssoundtrack hingelegt hat, der deutlich über dem Niveau des restlichen Films liegt. Vor allem eine musikalische Grundidee die den Film von Anfang bis zum Ende durchzieht, hat mich echt begeistert: So setzte Powell zu Beginn des Films noch konsequent elektrische Synthesizer ein. Je weiter der Film dann jedoch fortschreitet, desto mehr baute er "natürliche" Instrumente ein - bis dann zum großen Finale, dass als reine Acapella Version die Ohrmuscheln des Zuhörers zum erklingen bringt! Zumindestens John Powell hat also somit die eigentliche Aussage von Dr. Seuss verstande und konsequent in seinem Werk einfließen lassen! Toll! Echt toll! Hut ab!

Der Lorax is not amused!
Abschließend möchte ich nur anhand zweier Beispiele noch aufzeigen, wie wenig sich die Macher des Films um die eigentliche Aussage der Vorlage geschert haben: Ratet mal wer Werbepartner des Lorax war: Greenpeace? WWF? Peta? Haha, die haben ja kein Geld! Falsch: es waren: Mazda mit seinem CX-5 SUV und eine Firma die Einweg-Wegwerf Windeln herstellt. Richtig gelesen - da kommt einem nur noch das große Kotzen!



P.s: Und NATÜRLICH gibt es am Ende noch ein Happy End! Is ja nicht so als ob Dr. Seuss nicht bewusst sein Ende im Buch offen gelassen hat! Überrascht das noch irgendjemanden? Nein? Danke!


Fazit: 
Illumination Entertainment hat auf die kritsche Buchvorlage von Dr. Seuss einen fetten Zuckerguss gelegt und etränkt die Zuschauer in banalen 3D Fahrten und einer Ansammlung an knuffigen Gags à la Scrat, die die ursprüngliche Prämisse des Buches im Keim erstickt! Der Film kotzt in wahrsten Sinne des Wortes Farbe aus, konstruiert eine sinnlose Rahmenhandlung und setzt sich nicht in einem Punkt mit der Frage der Umweltzerstörung und der menschlichen Habgier auseinander. Der Lorax selbst wird nur als nerviger Zeitgenosse, der Once-Ler als gutmütiger, leider höriger Mensch und die komplette Natur nur als billiger Gaglieferant dargestellt. Unterstrichen wird das ganze mit altbackenden Musicaleinlagen, einer unfassbar schlechten deutschen Synchronisation und der Fragestellung wie man bei dieser Vorlage einen Autohersteller und Einweg-Windelhersteller als Werbepartner ernsthaft nur in Erwägung ziehen kann. O Mann!


Gesamtwertung:

Einzelwertungen:

Corny: 6/10
s.o. 

Eva: 8,5/10
"Schöne Grafik, Geschichte ist für Kinder schön verpackt. Wichtiges Thema, nett erklärt."


 Quelle Bilder: cinema.de


Lorax Franchise:

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