Dienstag, 5. Mai 2015

Review "Der Lorax (1971)"

Filme und Serien 
Der Lorax (1971)

Produktionsjahr: 1972
Laufzeit: 25 min
Budget: ? Mill. $
Einnahmen: ? Mill. $
Original Titel: The Lorax
Regie: Hawley Pratt
Score: Dean Elliott
 Genre: Animation/Kurzfilm/Family/Fantasy
FSK: ?
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Der Kurzfilm:



Die amerikanische Schulausbildung soll ja - so hört man zumindest immer - ganz katastrophal sein! Und auch die typischen amerikanischen Märchen wie z.B. "Der Zauberer von Oz" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik" verursachen bei mir mit ihrer banalen Logik und ihrer kunterbunten Candy-Optik stehts visuelle Zahnschmerzen. Doch was Amerika auch kann sind unfassbar tolle und lehreiche Bildungssendungen speziell für Kinder zu produzieren. Nicht nur die Sesamstraße ist hierbei ein leuchtendes Beispiel (im Gegensatz zu den grauenhaften Teletubbies aus Großbritannien!!), sondern auch die vielen fantasievollen Kinderbücher von Dr. Seuss.

Dr. Seuss, Nachfahre deutscher Einwanderer, hatte sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht mit wenigen Worten phantasiereiche und liebevoll illustrierte Geschichten speziell für Schulanfängern zu erschaffen. Diese sollten nicht nur die Kinder unterhalten und ihre Fantasie anregen, sondern vor allem auch bildend sein. Neben berühmten Werken wie "The Cat with the Hat", "Der Grinch" oder "Horton hört ein Hu" ist vor allem "Der Lorax" ein Leuchtturm frühkindlicher Bildungslektüre, die auch unter den vielen Werken von Dr. Seuss seine persönliche Lieblingslektüre war.


In "Der Lorax", veröffentlicht 1971, geht es um den Konflikt zwischen dem "Once-Ler", dem personifizierten Synonym für die Habgier des Menschen und dem "Lorax", ein Fabelwesen der für die Bäume spricht, da diese ja nicht für sich sprechen können "speaks for the trees, for the trees have no tongues". Dieses mystische Wesen wurde vom Once-Ler, von dem man stehts nur seine Arme aber nie sein Gesicht sieht, durch das fällen eines wundervollen "Truffula" Baumes hervorgerufen. Aus den baumwollartigen Blättern des Truffulabaumes spinnt der Once-Ler komplett nutzlose "Thneeds" "which everyones needs". Ein Sinnbild des modernen Marktkapitalismus - Nachfrage soll nicht bestehen, sondern durch geschickte Werbung entstehen! Doch leider bleibt es - trotz all der Warnungen des Lorax - nicht bei einem gefällten Truffula Baum. In immer atemberaubenderer Geschwindigkeit werden die wundervollen Bäume gefällt, die Luft verpestet und die Seen verschmutzt und entziehen dadurch den einheimischen Tieren ihre Lebensgrundlage.


Der Lorax tritt dabei nie belehrend auf, sondern weist fast schon väterlich immer darauf hin, dass man die Natur achten solle und man als Teil dieser sich nicht seine eigene Grundlagen berauben solle. Der Once-Ler selbst ist auch nicht das personifizierte Böse, sondern hinterfrägt zunehmend bei den erschreckenden Auswirkungen die sein Tun an der Natur anrichtet, ob denn das alles wirklich sinnvoll ist was er da fabriziert. Doch am Ende gewinnt jedesmal die Gier in ihm die Oberhand, spätestens wenn er die neusten Zahlen und finanziellen Erfolge erfährt - bis zu jenem schicksalshaften Tag, an dem der letzte Truffulabaum gefällt wird. Die Fabrik steht still, die anderen Once-Lers, vorher angeblich seine besten Freunde, verlassen die zerstörte Natur und eine Mondlandschaft prägt die zuvor idyllische Gegend.

Der besondere erzählerische Kniff in dem Film ist, dass selbst der Lorax nicht als allwissender Lehrmeister auftritt, sondern auf die Frage des Once-Lers "was mit all den Leuten werden soll, die in den Fabriken arbeiten" zugibt, darauf keine Antwort zu haben. Der Lorax ist somit ein Sinnbild für die in den 70er Jahren entstehenden ökologischen Bewegungen, die die katastrophalen ökologischen Missstände an vielen Orten der Welt anprangern (siehe z.B. den Eriesee).


Die animierte TV-Produktion von 1972 schafft es dabei diese schwere Thematik in atemberaubender Genialität auf die Mattschscheibe zu zaubern! Der Kurzfilm zögert nicht davor zurück die verhungerten Bar-bar-Loots (Bären-ähnliche Geschöpfe) zu zeigen und die abscheuliche Zerstörung der zuvor wundervollen und einzigartigen Natur, die der Once-Ler in seiner Habgier anrichtet. Die ganze Inszenierung, die Dialoge, aber auch die krotesken Maschinen die der Once-Ler in seiner wahnhaften Gier erfindet, werden in absolut perfekt inszenierten Sequenzen orchestriert. DePatie-Feleng Enterprises zeigt hier eindrucksvoll, warum sie damals in den 60ern und 70ern zu den ganz großen Animationsstudios der Welt gehört haben. Es ist das mit Abstand beste Kinderwerk das ich jemals gesehen habe und an einigen Stellen war ich kurz davor abzuschalten weil mir das ehrlich gesagt echt ziemlich an die Substanz ging!


Am Ende - die Luft verpestet, die Gewässer verseucht, die Bäume gefällt, die Städte verweist, sucht ein kleiner Junge den einsamen Once-Ler auf und findet vor seinem heruntergekommenen Haus die Inschrift "Unless" vor, die der Lorax hinterlassen hat. "... unless someone cares, the situation will not improve". Mit diesen Worten übergibt der Once-Ler den letzten Truffula Samen an den kleinen Jungen, in der Hoffnung, dass er diesen einen Unterschied machen wird, und nicht die selben Fehler seiner Vorväter wiederholen wird. Der Junge verschwindet in der verusten Dunkelheit der Unendlichkeit und das Buch und auch der Kurzfilm endet. WOW!


Natürlich ist der Kurzfilm nach heutigen animatorischen Gesichtspunkten krude animiert - das macht aber keinen Abbruch an der Genialität der filmischen Inszenierung und der Aussagekraft die in der Geschichte steckt! Der Lorax sollte eine ganz klare Pflichtlektüre für jede Grundschule sein, auch wenn die Kinder am Ende vielleicht genauso deprimiert und niedergeschlagen aus der Geschichte herausgehen, wie ich es tat!



Fazit:
Auch wenn die TV-Verfilmung des Kinderbuches "Der Lorax" von 1972 nach heutigen animatorischen Maßstäben altbacken aussieht - der Inhalt über die Gier des Menschen und die unbändige Zerstörungswut die wir unserer Natur antun, hat nichts, aber gar nichts an seiner Aktualität verloren! Die eindringlichen Bilder, teils drastisch in ihrer Inszenierung, macht "The Lorax" zum wohl besten Kurzfilm den ich jemals gesehen habe. Der Film macht exakt das richtig was jeder guter Lehrfilm richtig machen sollte: er klärt auf, legt die Finger tief in die Wunde und zeigt am Ende, dass jeder einzelne von uns einen Unterschied machen kann - und sollte! Danke für dieses Meisterwerk!


Darum:


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