Donnerstag, 9. April 2015

Review "The Hunter"

Filme und Serien 
The Hunter

Produktionsjahr: 2011
Laufzeit: 101 min
Budget: 1,1 Mill. $
Einnahmen: 1,7 Mill. $
Original Titel: The Hunter
Regie: Daniel Nettheim
Score: Andrew Lancaster, Michael Lira, Matteo Zingales
 Genre: Adventure/Drama/Thriller
FSK: 12
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Der Trailer:



Martin Davin ist ein hoch bezahlter Industrie-Söldner für besondere Aufgaben. Eine skrupellose Biotech-Firma schickt ihn nach Tasmanien, um eine mystische und wahrscheinlich äußerst profitable Kreatur zu finden: den letzten Tasmanischen Tiger. Martin soll ihn erlegen und sein Gen-Material sicherstellen. In der undurchdringlichen Wildnis der tasmanischen Berge, wo jeder Fehltritt, jede Unachtsamkeit oder kleinere Verletzung einen einsamen Tod bedeuten kann, legt sich Martin auf die Lauer. Er weiß, dass seine Zeit knapp ist. Schon bald findet er Zeichen, dass er da draußen nicht mehr allein ist ... [von der Blu-Ray Beschreibung entnommen]



Die Inhaltsangabe von The Hunter kann man getrost in die Wildnis schicken! Zwar wird der grobe Handlungsrahmen korrekt abgesteckt, dabei jedoch in so einer reißerischen Art und Weise, dass der unbedarften Leser in eine komplett falsche Erwartungshaltung geschickt wird! Denn anstelle eines 08/15 Rambo-Natur-Hunter-Survival-Trips mit Balleraction hoch 10, ist The Hunter in Wirklichkeit ein bodenständiger, ruhig erzählter und zugleich unfassbar fesselnder Thriller, bei dem neben eindringlichen Naturgewalten auch die menschlichen Abgründe in all ihren Tiefen eine Rolle spielen.

Zwar ist die Handlung rund um den Tasmanischen Wolf, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgerottet wurde, der Dreh und Angelpunkt für die Protagonisten - aber wir erleben hier nicht einen simplen Survival-Tierhorrorschinken der Marke Schlefaz wie man im ersten Moment befürchten würde, sondern einen brilliant erzählten und fantastisch detail verliebten Film, der den Zuschauer vor allem durch seine glaubwürdige Charakterisierung der einzelnen Figuren in jeder einzelnen Sekunde an die Leinwand fesselt.

Tasmanien - soweit das Auge reicht!
Die meiste Laufzeit spielt der Film dabei in der beeindruckenden und filmisch bisher unverbrauchten Kulisse Tasmaniens. Wurde die Herr der Ringe Trilogie im benachbarten Neuseeland gedreht, so steht Tasmanien in seiner schlichten aber atemberaubenden Schönheit dem großen Nachbarn im nichtse nach. Der Regisseur Daniel Nettheim präsentiert uns in diesem Film die Insel in ihrem vollen Facettenreichtum von schneebedeckten Bergen, zugefrorenen Seen, Moorlandschaften, Steppen-gebieten bis hin zu dichten Urwaldregionen mit faszinierenden Rießenbäumen. Ja, The Hunter ist an vielen Stellen ein beeindruckendes Schauspiel über die Schönheit unserer unberührten Natur, die so manche BBC Produktion in Neid verblassen lässt. Dies liegt neben der naturbelassenen Schönheit dieser Region vor allem auch an der stillen Präsentation des Films, die den Zuschauer die Natur selbst erleben lässt und der nicht durch stöhrende Kommentare zugequasselt wird. The Hunter ist ähnlich wie The Driver ein angenehm stiller Zeitgenosse, der zumeist schweigend die Handlung rein durch sein schauspielerisches Talent trägt und somit den Zuschauer gerade in diesen ruhigen Momenten die sinnliche Verführungskraft der Natur offenbart. Grandios!

Und ja, schauspielerisches Talent wird hier groß geschrieben! Der Cast ist mit Williem Dafoe, Fances O´Connor & Sam Neill zwar "nur" mit Schauspielern aus der zweiten Hollywoodreihe besetzt, die aber alle ihre jeweilige Rolle dermaßen stilsicher darbieten, dass es einem beim betrachten den Atem verschlägt! Ganz generell ist JEDE Rolle perfekt besetzt worden, von den grummeligen Waldarbeitern, über den zugedröhnten Hippies, bis hin zu der kleinen Sass, die brilliant dargestellt wird von der Jungschauspielerin Morgana Davies.



Neben den fantastischen Schauspielern ist es vor allem das brilliant-realistische Drehbuch, welches den Film zu einem absoluten MUSS für jeden echten Cineasten macht. Jede Rolle in diesem Prachtwerk von einem Film ist nicht nur mehrdimensional geschrieben, sondern agiert und fühlt sich in jeder einzelnen Sekunde absolut echt und realistisch an: Sind es auf der einen Seite die Waldarbeiter, die in der Bar ihren Frust über den möglichen Arbeitsplatzverlust erdränken, oder die Hippies, die zwischen ihrem selbst gesetzten Naturideal und finanziellem Kommerz hin und her schwanken. Jede Figur hat einen glaubwürdigen Handlungsrahmen im welchen sie oder er agiert, einzig die ominöse-böse deutsche Biotechnikfirma "red leafs" wird etwas klischeebehaftet und arg eindimensional dargestellt.

Die Spannung in diesem fantastischen Thriller entsteht nicht durch die einfache Jagd nach dem Phantom, dem tasmanischen Wolf, sondern aufgrund der starken Charakterzeichungen der einzelnen Figuren mit denen sich der Jäger arrangieren muss. Denn um vor Ort nicht aufzufallen, gibt er vor ein einfacher Wissen-schaftler von einer Universität zu sein, womit er sich gleich zu Beginn den Hass und Zorn der Waldarbeiter zuzieht, die sich um ihre finanzielle Zukunft sorgen, sollte ganz Tasmanien als Naturschutzgebiet ausgeschrieben werden. Auf der anderen Seite zieht er sich aber auch den Zorn der Hippies und Naturschützer zu, die nach und nach feststellen, dass er eben kein einfacher Forscher ist, sondern als Jäger mit seinen vielen Fallen die bisherige Unberührtheit der Natur gefährdet. Und als wäre das alles noch nicht genug, stehen ihm im Hintergrund auch noch sowohl die ominöse deutsche Biotechnikfirma "red leafs" als auch der geheimnisvolle Wildführer Jack Mindy, der ein gesteigertes Interesse an der potentiell verwitweten und inzwischen Medikamenten abhängigen Lucy Armstrong und ihrer Familie hat, im Rücken. Zwischen all diesen Fronten stehend, entsteht in der Folge in den eigentlich ruhigen Jagdszenen ein angespanntes und unheimliches Gefühl, dass der Jäger am Ende selbst zum gejagten wird. Denn wer sollte schon jemals seine Leiche in der unerforschten Wildnis finden? In der Folge entsteht so ein faszinierender Kontrast zwischen den wundervollen Landschaftsaufnahmen, der stillen, spannenden Jagd nach dem tasmanischem Phantom und dem stetem Gefühl, dass gleich etwas schlimmes passieren könnte - was zusätzlich durch den fantastischen Score von Andrew Lancaster, Michael Lira und Matteo Zingales perfekt unterstrichen wird. Besser gehts nicht!

In diesem fast schon shakespearisten Ambiente entsteht zudem ein zartes, aber stehts distanziertes Verhältnis zwischem dem Jäger und seiner Gastfamilie. Kurzum durch seine Anwesenheit verändert sich die familiäre Situation dramatisch zum besseren, er bringt neue Lebensenergie in die abgeschottete Familie, während er normalerweise durch seinen Beruf bedingt nur den Tod bringt. Es sind diese warmen familiären Momente die erneut im starken Kontrast zu der kühlen, angespannten Jagd stehen. Im Laufe des Films taut dann schließlich auch der Jäger auf und nimmt seine Gastfamilie in seinem einsamen Herzen auf - jedoch noch distanzierter als es in dem schon sehr distanzierten "The Driver" der Fall war.

Ist nun alles pefekt an diesem Film? Nun fast! Einzig die etwas stark überzeichnete Skrupellosigkeit des deutschen Biotechnik-unternehmens und einige hier und da, dem geringen Budget geschuldeten, schwache CGI Effekte fallen störend auf, mindern aber das sehen auf keinen Fall! The Hunter ist ein Film den man als Freund der intelligenten Filmunterhaltung und als Liebhaber beeindruckender Natur-schauspiele einfach gesehen haben muss!

By the way ist The Hunter übrigens endlich mal ein Film, bei dem man nicht von der ersten Sekunde an erahnt wie er ausgeht. Zu vielschichtig und zu intelligent ist die Handlung und sind die Charaktere geschrieben. Natürlich wird durch den Handlungsrahmen eine gewisse Linie vorgegeben - aber dieser zu folgen macht in jeder Sekunde intellektuellen Spaß ohne dabei die Faszination, die Spannung und den eigentlichen Thriller zu verlieren!



Fazit:
The Hunter hat all das, was man von einem guten Thriller erwartet: Realistisch gezeichnete Charaktere, fantastische schauspielerische Leistungen, ein fremdartiges aber zugleich geerdetes Umfeld und eine mehrschichtige Handlung, in der man als Zuschauer bis zuletzt rätseln und mitfiebern kann. Dabei erzeugt The Hunter seine thrillerartige Spannung gänzlich ohne Schockeffekte oder CGI-Bombastelemente, rein getragen durch die zuvor genannten schauspielerischen und inhaltlichen Elemente. Und das Ganze angesiedelt in dem faszinierendem Tasmanien, dass durch seine abwechslungsreiche Optik diesem Soufflé die Krone aufsetzt! Kurzum wer auf actionreiche, schnell geschnittene Actionthriller steht, für den ist der The Hunter definitiv nichts. The Hunter ist hingegen eine ganz klare Empfehlung an all die Cineasten unter uns, die Lust auf einen intelligenten, gut gemachten und spannungsgeladenen Thriller verspüren, der ganz ohne Schockelemente, rein durch sein brilliantes Drehbuch und seine fantastisch agierenden Schauspieler den Zuschauer in seinen Bann zieht. Ganz großes Kino made in Australia!


Gesamtwertung:

Einzelwertungen:

Corny: 10/10
s.o.

Eva: 9/10
"gut, geile Landschaft"

Quelle Bilder: cinema.de und filmstarts.de

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