Mittwoch, 14. November 2012

Wie Gebäudesanierungen uns Mieter kaputt machen!

Allgemeines

Oder wie man ein ungerechtes System erschafft!

An dieser Stelle mal ein ernstes Thema: Miete! Ja Miete betrifft jeden von uns der von klein auf (ohne größere Erbschaft oder Lotto-Gewinn) versucht sich was aufzubauen. Um Miete kommt man da anfangs nie herum. Und das Thema Miete ist in meinem Altersumfeld DAS Gesprächsthema so wie damals mit 16 die Alcopops oder mit 18 dann der Führerschein. Das Jungmieter heutzutage in einer besch.. Situation sind brauche ich ja wohl keinem zu erzählen. Unser Einkommen ist (selbst als Akademiker) sehr bescheiden - manche Doktoranden müssen mit einem halben Gehalt auskommen weil das so vom Lehrstuhl gewollt ist und selbst die Doktoranden mit vollem Gehalt können nur schwer sich z.B. in München noch eine kleine Wohnung leisten. Klar München ist da natürlich ein Extrembeispiel - so zahlt man ja selbst in den kleinenste Käffern rund um München (ohne U-Bahn und S-Bahn Verbindung) für ein kleines Grundstück mit Haushälfte minimum ne Million! 

Aber ich rede hier ja nicht vom Häuslebauen sondern vom Mieten. Und Mieten kann man ja in München nicht mehr wirklich. Außer man ist Altmieter und hat das Glück in einer Altbauwohnung seit anno dazumal zu leben. Doch diese geringen Mietzahler sind doch sicherlich ein Dorn im Auge der Vermieter, oder? Ja, sind sie! Und darum muss man die doch irgendwie rausekeln können. 


[Zu diesem Thema steht im aktuellem Focus ein recht interessanter Artikel. Darin wird unter anderem geschildert wie die Mieten seit 2007 gestiegen sind (München "nur" knapp 19 %; Erlangen "23" % - wobei Erlangen mit einem Schnitt unter 10 €/m2 noch nicht mal unter die Top 10 kommt - München ist da mit über 13 € weit vorne)]

Doch zum Thema "Rausekeln von Altmietern". An einem extremen Beispiel wird das nun im aktuellem Focus recht interessant dargestellt. Da wohnt eine Rentnerin in einer 90 qm Wohnung und zahlt um die 450 € kalt. Für Münchner Verhältnisse natürlich untragbar günstig. Nun kommt also die Gebäudesanierung - und die kostet ja was. Ja, natürlich den Vermieter mag man da denken, den immerhin bekommt der durch die Sanierung ne satte Wertsteigerung seiner Immobilie. Nenene - das wäre ja nun TOTAL unfair für den Vermieter wenn er das alleine bezahlen müsste. Denn immerhin spart sich ja der MIETER Heizkosten (in dem Fall so um die 20 €). Also darf, laut Gesetzgeber, 11 % der Sanierungskosten an den Mieter jährlich weitergegeben werden. In dem Fall warens so um die 60.000 € was umgerechnet eine Mieterhöhung von 500 € ergab --> also von 450 € auf 950 € hoch. Und das ganz legal!!! (Nun gut das ist natürlich ein Extrembeispiel, die meisten Mieter werden in München für so eine Wohnung um die 1300 € zahlen, aber auch hier schlagen 500 € mehr ein jeden doch ziemlich in die Magengrube, oder?)

Das heißt: Der MIETER zahlt die kompletten (!) Sanierungkosten, schenkt also dem Vermieter die Altbausanierung und die Wertsteigerung seiner Immobilie und darf schauen wie er das gebacken bekommt. Und was passiert dann wenn der Betrag "abgemietet" wurde? Nun dann darf der Vermieter weiterhin die 500 € mehr verlangen da ja das Objekt nun ja wertvoller ist - d.h. die 500 € sind unbegrenzt draufgeschlagen worden. Super Deal für den Vermieter - d.h. das er nicht nur eine Sanierung geschenkt bekommen hat, und eine Wertsteigerung sondern auch auf Dauer danach sogar noch Mehreinnahmen einfach so bekommt!


Das Ganze ist daher so perfide da ja gerade Altmieter, von dennen viele Rentner sind, von zu hohen Mieterhöhung gesetzlich geschützt sind. Über die Sanierungsecke schafft man es nun endlich auch genau diese Gruppe aus ihren Wohnungen zu verdrängen oder die Mieten entsprechend anzuheben. Danke, sehr sozial Vater Staat. 

Und was noch dazukommt: Wenn nun also die kompletten Sanierungskosten zu Lasten der Mieter abgetragen werden - ja dann kann ja auch gleich extra Edelsaniert werden - her mit den 5-fach verglasten Fenstern und her mit der Wärmedämmung aus Purpurseide - ist doch scheiß fucking egal - zahlen darfs der Mieter also ists wurst was es kostet! Der Vermieter und das Handwerk reiben sich schon mal mit den Geldscheinen die Hände warm!

Achja und Mietminderung während (!) der Sanierungsarbeiten ist ab 2013 auch abgeschafft (während der ersten drei Monate). Der Mieter muss also trotz Baulärms, Dreck und selbst wenn durch die Sanierung zwischenzeitlich die Heizung ausfällt, weiterhin die volle Miete zahlen und dann halt den entsprechenden Aufschlag.


 

Und da wundern wir uns das die Mieten in Deutschland so explodieren? Bricht da nicht auf Dauer die Mittelschicht weg? 20 € für den qm ist in vielen Orten inzwischen traurige Realität geworden. Aber warum gibts den so nen großen Wohnungsmangel wenn doch soviel Nachfrage ist?

Nun die Sanierung bringt ja nun erstmal dem Vermieter direkt mehr (alte Mieter raus und/oder höhere Mieten) bei seinen altenen Objekten. Daher ist der Anreiz zum Neubau erstmal nicht gegeben. Zudem wird seit einigen Jahren der Sozialbau nicht mehr vom Bund sondern von den Ländern organisiert. Der Bund überweist zwar die Mittel für den Wohnungssozialbau an die Länder - diese Mittel sind aber NICHT zweckgebunden. Ja richtig gelesen - nicht (!) zweggebunden. D.h. die Ländern können das Geld für alles einsetzen für was sie wollen - und das tun sie auch - aber halt nicht mehr für den Wohnungsbau.

Und was hat dann der Mieter davon? Der darf sich darüber "freuen" das er nun 20 € weniger für die Nebenkosten zahlen darf - bis zur nächsten Preiserhöhung oder Umlagesteuer die anfällt weil Großbetriebe und Schwerindustrie (wie Golfplätze und Spielhallen) mal wieder energetisch-preislich geschont werden müssen.

Schönen Dank auch!

8 Kommentare:

  1. hallo corny,

    da hätte ich doch gleich eine frage. du schreibst, dass 11% JÄHRLICH auf den mieter übertragen werden. sollten es dann nicht 500 € pro jahr sein? und nicht 500 € pro monat mehr?

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    1. Hi Sierra,

      ja das wär ja noch ok!
      Nein es geht um 11 % der Gesamtsanierungskosten - also 11 % von den 60.000 €. Das sind folglich um die 6000 € im Jahr und damit pi mal daumen 500 € im Monat :-(

      Und leider ist das wie gesagt kein Einzelfall :-(
      Nur in dem Fall wars wie gesagt krass weil es halt eine Altmieterin ist die ne sehr geringe Miete zahlt.

      Und wie gesagt - das perfide ist das man damit die Altmieter schön aus den Wohnungen rauseklen kann :-(

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    2. ah ok...
      manchmal hilft es genauer zu lesen. 11% von 60.000 € - da war der denkfehler

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    3. Null problemo - trotzdem krass das der Staat sowas zulässt, bzw. fördert, oder?

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  2. Da hilft nur Auswandern.. wobei es gerade da, wo ich hin wollen würde, auch nicht viel besser ist.

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  3. ja - so ist es - auch ich bin mit einer Mieterhöhung um 50% sprich 600 Euro dabei. Seit 1976 wohne ich in diesem Haus - Eigentümerwechsel!!! Zuerst eine MIeterhöhung und gleich darauf Sanierungkosten um 11% wurde nochmals die Miete erhöht. Jetzt bin ich ander Obergrenze!!
    Wer kennt im Großraum München eine günstige 2 Zimmer Wohnung unter 1000 Euro. Leider bin ich auf München angewiesen - da ich meine Mutter pflege und ihr selbstverständlich noch nicht den Tod wünsche. Bei Mietabschluß zahle ich gerne 2000 Euro für den Hinweis.

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  4. oh was ich vergessen habe - Tel.0172 860 1360

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