Donnerstag, 19. Mai 2011

Spiel des Jahres: 1983

Spiel des Jahres, Corny`s Spieleecke
1983: die Hitlertagebücher werden veröffentlicht; Galileo Galilei wird rehabilitiert; die "Türkische Republik Zypern" wird proklamiert; das deutsche Zündwarenmonopol endet; in Buxtehude wird die erste 30er Zone eingeführt; Corny kommt auf die Welt; TCP/IP wird eingeführt; der BTX wird eingeführt; das erste Handy (Motorla DynaTAC) kommt auf den Markt; der Meter wird neu definiert; Windows 1.0 wird angekündigt und


Scotland Yard
erscheint als 5. Spiel des Jahres!


Fakten:

von Autorengruppe III (Werner Schlegel, Dorothy Garrels, Fritz Ifland, Manfred Burggraf, Werner Scheerer und Wolf Hoermann)
Grafik: E. Binz-Blanke
Verlag: Ravensburger
Art: Kooperationsspiel
3 - 6 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 45 min
Preis: 13,40 € [Ebay]


Geschichte:
Scotland Yard ist ein Brettspiel mit strategischen und kooperativen Elementen für drei bis sechs Spieler. Es erschien ursprünglich ohne Nennung der Autoren beim Verlag Ravensburger; inzwischen wird von diesem die Autorengruppe Werner Schlegel, Dorothy Garrels, Fritz Ifland, Manfred Burggraf, Werner Scheerer und Wolf Hoermann bestätigt. Bis 1985 wurden eine Million Exemplare, bis 2003 sogar 4 Millionen Spiele verkauft.



Das Spielbrett - London-City - ein wirres Geflecht an Straßen, Bushaltestellen und U-Bahnstationen.



Zu meinem Geburtsjahr und zum 5. "Spiel des Jahres" Jubiläums lässt es Ravensburger mal so richtig krachen. Mit "Scotland Yard" wird einer DER Spieleklassiker auf den Markt gebracht welcher auch noch heute mit Begeisterung in den Spielestuben gespielt wird.

Scotland Yard ist dabei die einfache Umsetzung des klassischen "Räuber und Gendarme" Kinderspiels projiziert auf eine 2-dimensionale Brettscheibe. Dabei wird ein "Mister X" quer durch London durch die Agenten des Scotland Yards gejagt. Taxi, Bus und die U-Bahn werden als Fortbewegungsmittel eingesetzt. Somit ist Scotland Yard auf der einen Seite ein Kooperationsspiel zwischen den Agenten auf der anderen Seite ein knallhartes Strategiespiel.



Der Detailzoom zeigt: 
detaillierter war bisher noch kein Spiel!


Den die Agenten bekommen nur eine bestimmte Anzahl an Fahrtickets für jedes Fortbewegungsmittel. Somit müssen die Agenten darauf achten nicht auf einmal auf einer Station stehen zu bleiben von der Sie nicht mehr wegkommen.
Gleichzeitig wird dabei "Mister X"  von Runde zu Runde mächtiger, da er nicht nur unsichtbar durch London streift, nein er darf sogar die von den Detektiven benutzten Fahrkarten nehmen und selber gebrauchen . Fieses Schwein dieser Mister X.

 Die Rückseite offenbart ein Easter-Egg: Die komplette Karte von London mit allen Straßenbezeichnungen - falls man mal seinen Stadtplan verlegt haben sollte.



Zudem darf Mister X unbemerkt (je nach Anzahl der Agenten) sog. "Black Tickets" einsetzen und ein beliebiges Transportunternehmen schwarz befahren. (Wenn das die Bahn wüsste tststs...) Dazu darf Mister X auch noch zweimal einen doppelt-Zug machen.
Und als ob das alles nicht schon fies genug wäre, darf Mister X dank seiner Black Tickets auch noch über die Themse entschwinden. So ne Sauerei!

 
Oberste Reihe: Taxi; Bus und U-Bahntickets
Mittlere Reihe: Spezialkarten für Mister X: Black Tickets und 2 x ziehen
Unterste Reihe: Startkarte



Einzig das selten Auftauchen von Mister X verrät seinen Standort - und die Agenten können nur hoffen sich so positioniert zu haben, dass Sie ihn rasch in die Enge treiben können.
Somit ist also echtes Teamweark unter den Agenten von Nöten um auch nur den Hauch einer Chance zu haben den listigen und fiesen Ganoven einzufangen.



 Die Zugtafel für Mister X - damit dieser auch wirklich nicht bescheißen kann! ;-) 
Die größeren Felder zeigen die Momente auf, an denen sich Mister X zeigen muss!



Jedoch führt das Spiel durch die Ticketabgabe dazu, dass mit der Zeit einige Agenten in echte Zugschwierigkeiten gelangen und nur noch langsam Mister X "hinterherhecheln" können. Das vermindert für die jeweils betroffenden Spieler den Spielspaß leider ungemein. Zwar ist das ein gewolltes und zentrales Element des Spiels (was auch zur Spannung und zum strategischen knobeln beifügt) - jedoch macht es den betroffenden Spielern sichtlich keinen Spaß "unnütz" in der Gegend umherzutuckern in der langweiligen Hoffnung entweder doch noch in die Nähe des Ganoven zu kommen oder dass das Spiel nun doch endlich mal ein Ende findet. Das ist für ein "Kooperationsspiel" ziemlich mau designt!


 Die Spielfiguren erscheinen im ersten Augenblick wie einfache Halmafiguren...



 ... auf dem Spielplan gestellt zeigt sich jedoch: Die Halmafiguren symbolisieren "Stecknadeln" - da kommt echtes kriminalistisches Feeling auf :-)



Das Spieldesign selber, wie man anhand der hier gezeigten Bilder erkennen kann, ist unfassbar detailliert und hochwertig verarbeitet. Allein dafür sollte sich jeder Londonliebhaber das Spiel zulegen. So kann man, wenn man möchte, (wie in der Abb. überhalb ersichtlich) z.B. die Hochtzeitsroute von William & Kate mit dem Finger nachfahren ;-)

Dem trotz allem großen Spielespaß und dem genialen Design verdankend gab es zudem in den letzten Jahren einige Fortsetzungen - unter anderem in NY (N.Y. Chase) und in Europa (Mister X - Jagd durch Europa).






Schaut man sich im übrigen mal genau an WO die einzelnen Startorte sind - so stellt man überrascht fest, dass diese "etwas" einseitig verteilt sind. Komisch!



Ausserdem gab es - inspiriert durch das Spiel - einige "Live Rollenspiel Events". Eins davon fand vor Jahren sogar mal in Passau statt. Dabei wird in echten Bussen, Taxen und Pferdekutschen Mister X quer durchs Land gejagt. Und Karussell hat sogar eine Hörspielreihe auf den Markt gebracht, die es von 1986-89 auf immerhin 29 Folgen brachte. (Auf Youtube kann diese finden.) Dabei haben die Kinderdetektive den original "Scotland Yard Spielplan" stehts bei sich, womit jeder - egal ob klein oder groß - zu Hause die Routen der Protagonisten nachverfolgen kann. :-)



 Tolles Spiel - einfaches Spielprinzip - verhuntzte Anleitung. 


Ob nun in Zeiten von Videoüberwachung, Facebook und Google ein analoges Verfolgungsspiel noch zeitgemäß ist - das muss jeder für sich selbst entscheiden. Spaß macht es aber auch heute noch ;-)


Zusammenfassend:

Positiv:
- Kooperationsspiel
- Wunderschön und detailreich umgesetzt
- Taktische Tiefen
- Im Prinzip einfache, simple Spielregeln (nicht das Handbuch)

Negativ:
- Bei Zugmangel - Frustation und Handlungsunmöglichkeit des jeweiligen Spielers.
- Unnötig kompliziert geschriebenes Handbuch
- Mr. X hört die Strategien der Agenten und kann sich dementsprechend darauf einstellen



Neuauflagen: 
- 1986: Klick mich (ab hier mit Sichtschutz für Mr. X)
- 1996: Klick mich
- 2003: Klick mich
- 2013: Klick mich (Spieletest folgt)


Erweiterungen: 
- 2013: Scotland Yard Master (Spieletest folgt)


Ableger:
- 1999: N.Y. Chase (Spieletest folgt)
- 2009: Mister X - Flucht durch Europa (Spieletest folgt)
- 2011: Mister X - Flucht durch London (Spieletest folgt)
- 2011: Scotland Yard - Flucht durch die Schweiz (Spieletest folgt)
- 2014: Scotland Yard - Die Jagd nach Mister X (Neuauflage von Mister X - Flucht durch London)
- 2015: Scotland Yard - Junior (Spieletest folgt)
- 2017: Scotland Yard - Das Kartenspiel (Spieletest folgt)
- 2018: Scotland Yard Duell - Die Jagd nach Mister X - Happy Meal Edition (Spieletest folgt)


Fansize: 
- Scotland Yard in Sanssouci: Hier
- Mr. X in Prag: Hier



weitere Auszeichungen:
- Der Goldene Pöppel: 1983 1. Platz
- Der Goldene Pöppel: 1984 1. Platz
- Der Goldene Pöppel: 1985 2. Platz
- Der Goldene Pöppel: 1986 6. Platz
- Der Goldene Pöppel: 1987 8. Platz
 




Weitergehende Informationen:
Infoseite über den Autor: -
Sehr schöne Übersicht über die bisherigen Spielvarianten: Eurospielesammlergilde
Infoseite der Spiel des Jahres Seite: Hier
Spezial zu 25 Jahre Sagaland: Hier



Gesamtwertung:



Einzelwertungen:


CF: 6/10
"Kindheitstrauma."

Christian: 8/10
"Kooperativer Klassiker mit Nervenkitzel und Retrobonus."

Corny: 7,5/10
"Mit Scotland Yard gelang Ravensburger spielerisch ein großer Wurf. Das "Gendarme und Ganove" Prinzip ist genial und optisch wundervoll auf die Brettspielebene gebracht worden und die Kooperativen Spieleelemente machen studenlangen Spaß. Jedoch - wer falsch taktiert steht bald ohne weitere Zugmöglichkeiten da und darf der Treibjagd nur noch von außen zuschauen. Das ist schade. Zudem stellt sich natürlich die Frage ob in Zeiten von GPS, Facebook und Google ein analoges "Ortungsspiel" noch Spaß machen kann. Ich denke schon."

Eva: 8/10
""

Steffi: 8/10
"Kann sich länger hinziehen ;.) Aber spannend & witzig, wie falsch Logik sein kann."


Spiel des Jahres:

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