Mittwoch, 29. April 2015

Review "Lachsfischen im Jemen"

Filme und Serien 
Lachsfischen im Jemen

Produktionsjahr: 2011
Laufzeit: 108 min
Budget: 14,5 Mill. $
Einnahmen: 34,6 Mill. $
Original Titel: Salmon Fishing in the Yemen
Regie: Lasse Hallström
Score: Dario Marianelli
 Genre: Comedy/Drama/Romanze
FSK: 6
Zur Homepage (deutsch): ---------------
Zur Homepage (englisch): Hier klicken


Der Trailer:



Dr. Alfred Jones (leider nicht verwandt oder verschwägert mit DEM Jones), eine internationale Größe in Sachen Lachs- und Forellenzucht, wird von einer gewissen Harriet Chetwode-Talbot mit einem absurd klingenden Angebot konfrontiert: Ihr Auftraggeber, ein Scheich und passionierter Fliegenfischer aus dem Jemen, möchte zum Wohl seines Heimatlandes Lachse im Wüstenstaat ansiedeln. Hierbei soll ihn der britische Wissenschaftler unterstützen - Kosten spielen keine Rolle. Doch es gibt reichlich Hürden zu nehmen und als wäre alles nicht schon kompliziert genug, kommt dem schüchternen Fischereiexperten auch noch die Liebe in die Quere. [von der Blu-Ray Beschreibung entnommen]

Hätte, hätte Fahradkette! Lachsfischen im Jemen ist keine schlaue Idee ... und erst recht auch kein guter Film!

Cinema schrieb "Eine der schönsten Liebesgeschichten der letzten Zeit"; Bild schrieb "Hinreißende Komödie", CsW meint: "Der größte Dünpfiff seit dem letzten Abendmahl!" Und warum sich selbst Rosamunde Pilcher bei diesem Schundwerk in ihrem zukünftigen Grabe umdrehen würde, erfahrt ihr hier:

Heilige Makrele, ich hab in meinem Leben schon viele verhunzte Filme gesehen! Obwohl ich tief in mir ein echter Liebhaber von Trashfilmen à la Schlefaz bin und sogar drüsendrückenden Schnulzfilmen eine gewisse Freude abdrücken kann, ist Lachsfischen im Jemen ein cineastischer Supergau, wie er mir schon seit langen nicht mehr untergekommen ist.

Veni Vidi Vici! Wo ein Fisch - da mein Wille!
Dabei wäre die Grundprämisse auf die der Film eigentlich beruht eine hervorragende Steilvorlage für eine deftig-sarkastische Politik-Satire: Der Roman Salomen Fishing in the Yemen von Paul Torday befasst sich nämlich mit den unglaublichen Irrungen und Wirrungen der britischen Politik. Und im Grunde ist es dabei doch überall das selbe, ich sag nur mal: Der Ausstieg, aus dem Ausstieg, aus dem Ausstieg aus der Atomenergie à la Dr. Merkel! ;-) Es geht also um dieses typische Fähnchen im Wind, Hauptsache dem Bürger Honig ums Maul schmieren um das dumme Stimmvieh am Ende doch noch an die Urnen zu locken!


Und um diese politische Prämisse sollte es im Grunde auch bei der filmischen Umsetzung von Lachsfischen im Jemen gehen - denn so irsinnig und wahnsinnig der Titel sich auch anhört, nämlich Lachse aus den wohlig-temperierten Becken britischer Flüße in die staubtrockenen Deltas des Jemen umzusiedeln, nur um damit am Ende einem lokalen Scheich frontal in den Hintern zu kriechen und um damit zugleich vom unpopulären Afghanistan Krieg abzulenken, die politische Alltagsrealität ist oft noch viel irrsinniger unterwegs!


# dressgate
Aber anstatt die genialen politischen Grundgedanken des Werks logisch in Wort und Bild umzusetzen, (und das obwohl mit einer fabelhaft agierenden Kristin Scott Thomas eine Sarah Palin Verschnitt par excellence im filmischen Repertoir aufgefahren wird, die einem vor satirischer Freude regelrecht das Wasser im Munde zusammen laufen lässt), wird die politisch-sarkastische Grundidee in fortschreitender Lauftzeit des Films in immer kleiner werdende Sushihäppchen eingestreut. Regisseur Lasse Hallström, bekannt aus Filmen wie "Wir Kinder aus Bullerbü", "Chocolat - Ein kleiner Biss genügt" oder "Gottes Werk & Teufels Beitrag" vergibt komplett die Chance einen britischen Politikthriller à la House of Cards zu drehen und lenkt stattdessen - und mir vollkommen unbegreiflich - die Handlung in die wohl schlechste & unromantischste Lovestory aller Zeiten über!!!
Nun könnte man schon noch irgendwie aus der Rahmenhandlung eine nette filmische Romanze entwickeln, jedoch nicht mit zwei Schauspielern, die in etwa soviel Charisma ausstrahlen, wie zwei leblose Säcke Kartoffeln ... wobei die wenigsten noch echte Triebe entwickeln! Es ist einfach unerträglich diesen beiden lebendig geworden Trauerklösen bei ihren hilflosen Baltzritualen zu folgen, geschweige denn für sie auch nur einen Hauch an sympathischen Gefühle zu entwickeln. Emily Blunt ist die Typ Frau bei der man(n) im ersten Moment denkt. "WOW, nicht von schlechten Eltern" ... nur um im nächsten Moment erschreckt in ihre leblosen Augen zu blicken. Die Frau könnte man mir nackt auf den Bauch schnallen, da würde nix, aber sowas von gar nix passieren! Und Ewan McGregor bringt in etwa soviel schauspielerische Lebensfreude rüber, wie ein Bernhardiner Augenringe besitzt. Und der ist noch wenigstens niedlich - oder bringt Schnapps vorbei! Die beiden Schauspieler sind einfach der pure Antichrist romantischer Gefühle!

Soviel erotische Ausstrahlung wie zwei Versicherungsvetreter!


Und dann diese Dialogzeilen - Mein Gott, diese Dialoge! Die Textzeilen in diesem Film hören sich so gekünstelt und so unfassbar dumm und gestellt an - man könnte glatt denken man lese einen 99 cent Groschenroman, für den sich selbst Rosamunde Pilcher schämen würde ihn geschrieben zu haben! Und es kommt in dem ganzen beschissenen Drecksfilm nicht ein Hauch britisches Feeling rüber! Das einzig britische sind die beiden Namen der Protagonisten, die sie zudem in jedem zweiten Satz besonders tonal betonen: "Mr. Jones!" "Ja, Miss Chetwode-Talbot?" ... Bei Miss Marpel war das ja noch kultig-schrullig, hier ist das einfach nur noch unfassbar nervig und peinlich!

Henriette schüttet Dr. Jones ihr Herz aus!
Die "Romanze" verläuft dann im übrigen etwa so ab: Erst fand Dr. Jones die Idee mit den Lachsen im Jemen richtig doof - dann überredet ihn die Powerfrau Talbot doch teilzunehmen - plötzlich wird aber ihr Freund, den sie erst seit zwei Wochen kannte, in Afghanistan als vermisst gemeldet und Dr. Jones ist auf einmal die treibende Kraft während sie wie ein nasser Sack in der Gegend rumschauspielert! Dann taucht auf einmal der Freund doch wieder auf (als einziger Überlebender der ganzen Komapanie, aber ohne auch nur einen einzigen mutherfucking Kratzer abbekommen zu haben, (der im übrigen auch noch so ausschaut, als wäre er direkt aus der Twilight-Saga entsprungen)). Dann finden die beiden am Ende doch noch irgendwie zueinandern, treu dem Motto, naja wir haben uns halt irgendwie lieb. Ich könnte Sushi kotzen!


Achja, NATÜRLICH muss es dann noch die typischen klischeebehaften Araber geben, die in ihrer Kindheit anscheinend sehr viel Zeit mit "Kopf-frontal-auf-den-Boden-klatschen" verbracht haben! Die fluten nämlich, einfach so mal nebenbei, das ganze Flussdelta wo sich unsere Protagonisten gerade aufhalten ... und was soll ich Euch sagen - die Lachsfische gehen natürlich alle drauf und verenden, unsere Protagonisten hingegen schwimmen frohen Mutes ans Land, schütteln sich kurz ihre nassen Klamotten und machen sich ein gemütliches Lagerfeuer an. Nicht eine Schramme, nicht eine verfickte Schramme - ein Hohn für jedes echte Tsunamiopfer!

Dr. Jones alleine am Wegesrand!
Während also die Schauspieler die ganze Zeit so agieren, als hätten sie den sprichwörtlichen Stock im Arsch und einem unfassbar schlecht geschriebenem Drehbuch, ist auch noch die komplette Inszenierung absolut dilettantisch umgesetzt worden! Was hätte man aus den beeindruckenden Naturlandschaften Schottlands und des Jemen alles zeigen können. Aber außer ein, zwei uninspirierten Hubschrauberflügen ist im Film davon nichts zu sehen. Der einzige (!) kulturelle Unterschied der uns im Jemen näher gebracht wird ... und jetzt kommts .. ist, dass die Einheimischen am Sonntag gerne beten, wärend die Briten da nur einkaufen gehen würden. *kopf-klatsch* Und DAS kurz nachem Dr. Jones in einer Kirche ein Konzert gegeben hat. *facepalm*

Und als wäre das alles noch nicht dilettantisch genug: An einigen Stellen sind am oberen und unteren Bildrand die Bildausschnitte komplett verschwommen, der Flug in den Jemen wird mittels einer Einblendung aus Google Maps visualisiert und das eigentliche Leitthema des Films ist "Glauben!" - nicht wissenschaftliche Fakten, sondern der Glauben daran, dass am Ende alles Gut wird. Schade dass dies nicht für den Film gilt!

Der Höhepunkt des Films - die Springflut - fordert das volle schauspielerische Talent der Darsteller!


Fazit: 
Lachsfischen im Jemen macht so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann! Aus einer bissigen Politiksatire, einen Romanzenstreifen mit unsympathischen, hölzernen Darstellern. Aus visuell interessanten Drehorten, inspirationslose Kamerafahrten. Aus kulturellen Unterschieden - klischeehafte Darstellungen! Selten tat mir ein Film so weh, weil soviel Potential auf der Strecke geblieben ist, mit einem Drehbuch, einer Inszenierung und einer dramaturgischen Handlung die das Wort Film nicht verdient haben! Realismus? Fehl am Platz? Satire? Fehl am Platz? Romantik? Finger im Po, Mexiko! Einzig Kristin Scott Thomas rettet den Film mit ihrer brillianten schauspielerischen Darstellung vor dem totalen Untergang. Mit ihr blitzt immer wieder kurz auf wie fucking genial der Film hätte werden können - Epic Fail!

Und ich mach mir jetzt erstmal lecker Blechkartoffeln!



Gesamtwertung:
[und damit die bisher schlechteste Gesamtwertung die je ein Film erreicht hat!]



Einzelwertungen:

Corny: 3,5/10
s.o. 

Eva: 4,5/10
"Irgendwie ist die Botschaft bei mir nicht angekommen. Story war extrem konstruiert und die Dialoge teils wirklich unzumutbar."




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen